Stefan Koldehoff, Jahrgang 1967, ist seit 21 Jahren als Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln für das Ressort Kunst, Architektur, Design, Kulturgeschichte und Kunstmarkt verantwortlich und moderiert regelmäßig die Sendung „Kultur heute“. Neben der Pflicht – und besonders Vincent van Gogh – interessiert ihn, was Kunst mit Menschen macht. Seit 2003 veröffentlichte er, zum Teil zusammen mit Nora Koldehoff, Bücher unter anderem über Kunstraub, Kunstmythen, Kunstfälschung und NS-Raubkunst. Mit Tobias Timm widmete er sich dem Marktversagen rund um den Beltracchi-Skandal und der Frage, wie eng „Kunst und Verbrechen“ zusammenhängen.
Stefan Koldehoff ist Referent in der Session Wie attraktiv sind die Museen? am Montag, 9. Mai, 10.30 Uhr.
Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viele Museen besuche. Unter privilegierten Bedingungen allerdings: An Pressetagen mit vergleichsweise wenigen Besucher*innen habe ich Ausstellungen fast für mich allein. Bei Besuchen danach begleiten mich gern Direktorinnen oder Kuratoren, um ihre Konzepte zu erläutern. Besuche ich ein Museum privat, mache ich andere Erfahrungen – positive wie negative. Von Werbung, Wandtexten und Beschriftungen über die Besucherführung und die Präsentation bis zur Rolle digitaler Vermittlung scheint es keine Standards zu geben. In manchen Häusern bin ich mit Sammlung und Ausstellungen alleingelassen; in anderen werde ich so überfrachtet, dass ich mich kaum mehr auf die Exponate einlassen kann. Attraktiv ist ein Museum für mich, wenn ihm die Balance gelingt: wenn es sich als Ort der Bildung und Forschung wie der sinnlichen Vermittlung von Erkenntnissen versteht. Und wenn ihm das Bewusstsein und die Mittel zur Verfügung stehen, beides gleichberechtigt und an einem diversen Publikum orientiert umzusetzen.