Nachbau eines mesolithischen Jägerlagers
Neue Angebote – hier der Nachbau eines mesolithischen Jägerlagers. Foto: Steinzeitpark Dithmarschen

Serviceorientierung im Museum – Das Beispiel des Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf

Innovationsfreundlichkeit, Vielfalt, Besucherorientierung und Servicequalität – das sind wesentliche Grundsätze für den Erfolg des Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf. Der Direktor des Parks, Rüdiger Kelm, stellt einige Merkmale für eine erfolgreiche besucherorientierte (Bildungs-)Arbeit vor.

Die konzeptionelle Grundlage der Museumsarbeit

Durch ein schriftlich abgefasstes und von den jeweils beteiligten Personen bzw. Gremien gemeinsam verabschiedetes Statut zum Selbstverständnis und zu den Aufgaben des Museums sowie durch ein von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbindlich angenommenes (und in der Umsetzung der Arbeit verinnerlichtes) Leitbild mit Motto und Vision des Museums ist das Fundament der Arbeit in der Einrichtung gelegt.

Die Organisationsstruktur und Finanzierung des Museums

Für eine gute Servicequalität der Angebote ist eine gesicherte finanzielle, organisatorische und personelle Basis von wesentlicher Bedeutung; wenn man regelmäßig immer wieder über strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen diskutieren und streiten muss, gehen viele Kräfte, Ideen und nicht zuletzt Motivation verloren. Die Organisation sollte dabei einerseits generell eine intern klar geregelte Verantwortlichkeit für bestimmte Arbeitsbereiche aufweisen, andererseits aber auch eine ausreichende Flexibilität zulassen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (gerade auch denjenigen, die mit den Besuchern in direktem Kontakt stehen) eigene Entscheidungskompetenzen zugestehen, die auch bei kurzfristig zu gewährleistenden Lösungen im Nachhinein mit der Leitung zu diskutieren und prinzipiell zu akzeptieren sind.

Das Prinzip des „Lebendigen Museums“

„Lebendigkeit“ eines Museums sollte sich sowohl auf die regelmäßig erweiterte bzw. erneuerte infrastrukturelle Ausstattung als auch auf die Vielfalt und Attraktivität des jederzeit buchbaren Programmangebotes als auch der terminierten Veranstaltungen beziehen. Regelmäßige Besucherforschung (und Umsetzung bzw. Aufnahme der dort erzielten Ergebnisse in die Planungen) ist für beide Teilbereiche m. E. unerlässlich. Um die fachliche Qualität und die Attraktivität für die Besucher dauerhaft für die Zukunft zu sichern, sind regelmäßige Evaluationen der Arbeiten und des pädagogischen Angebots des Steinzeitparks im Dialog mit den Besuchern und Mitarbeitern notwendig.

Die Zertifizierungen des Museums

Zertifikate bzw. Qualitätsbescheinigungen sind auch für museale Einrichtungen von großer Bedeutung, denn sie gewährleisten eine Überprüfbarkeit und einen Standard der Leistungen für die Besucher. Außerdem können die Anforderungen für den Erhalt von entsprechenden Bescheinigungen auch als Korrektiv und Ideengeber nach Innen dienen. Der anfangs als sehr hoch eingeschätzte Aufwand für die entsprechenden Beantragungen lohnt sich aber mittelfristig (in der Verbesserung der Angebote und in der Erhöhung der Besucherzahlen), wie hier unsere Erfahrungen zeigen.

„Das Besondere“ unseres Museums

Jedes Museum bietet durch seine Sammlung, seine Thematik und/oder durch seine regionale Verankerung schon immer etwas „Besonderes“. Dieses Besondere, das Alleinstellungsmerkmal, gilt es jedoch auch für die Besucher entsprechend darzustellen. Im Steinzeitpark wird die lokale und regionale (Umwelt-) Geschichte und Bevölkerung zum Beispiel in einen spannenden und informativen Zusammenhang gestellt. Deshalb erfährt die Einrichtung eine große ehrenamtliche Unterstützung aus der Region (über die engagierten 620 Mitglieder des Fördervereins AÖZA e. V. hinaus) erfährt. Dies ist eine gute Voraussetzung für wiederholte Besuche der lokalen und regionalen Bevölkerung.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Das (haupt- und ehrenamtliche) Personal eines Museums ist immer das „Gesicht der Einrichtung nach außen“ und muss dementsprechend geschult und motiviert sein. Mit dem dabei erhaltenen Fachwissen und durch die möglichst umfassende und schnelle Kommunikation innerhalb der Einrichtung können auch neue Ideen generiert und allgemein die Motivation aller Akteure erhöht werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wichtigsten „Zutaten“ für den Erfolg des Albersdorfer Steinzeitparks sicher die klare konzeptionelle, wissenschaftlich basierte Grundlage, der „lange Atem“ bei der Umsetzung, die Nutzung verschiedener Kooperationsmöglichkeiten, die Offenheit für innovative Ansätze (und des damit verbundenen Ausprobierens) und die Begeisterung und der Einsatz der Beteiligten für das Thema generell und auch speziell für die Einrichtung waren und sind.

Rüdiger Kelm, Direktor des Steinzeitparks Dithmarschen

www.steinzeitpark-dithmarschen.de

Der Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf ist ein die Landschaft integrierendes archäologisches Freilichtmuseum, das seit 1997 auf einem über 40 ha großen Gelände  mit neun originalen archäologischen Denkmälern mit dem Leitbild einer jungsteinzeitlichen Kulturlandschaft gestaltet und entwickelt wird. Der Steinzeitpark, zu dem ebenfalls das Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen mit seinen dort ausgestellten originalen Artefakten sowie eine rekonstruiert-modellhafte Steinzeitsiedlung des Früh- bis Spätneolithikums („Steinzeitdorf“) gehören, dient der Vermittlung von Forschungsergebnissen aus der Archäologie. Der Steinzeitpark Dithmarschen arbeitet dabei als zertifizierte Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit an der ökologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Region Albersdorf mit (Kelm 2006). Die Hauptbesuchergruppe des Steinzeitparks sind Familien mit Kindern.