Deutsch-französische Perspektiven auf Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Debatten, Herausforderungen und Sichtpunkte
31.
Januar und 01. Februar 2023, Übersee-Museum Bremen

Mit dem deutsch-französischen Museumsdialog soll das Vertrauen und das Verständnis sowie den Austausch zwischen den Museumsfachleuten beider Nachbarländer aufgebaut werden. Angesichts der geografischen Nähe der beiden Staaten und der politischen Dimension der deutsch-französischen Beziehungen leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen deutschen und französischen Museen.

Der deutsch-französische Museumsdialog zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten versammelte 40 Expert*innen aus deutschen und französischen Museen und Universitäten im Übersee-Museum Bremen, um Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen zentralen Akteuren der jeweiligen Museumslandschaft aus unterschiedlichen Museumstypen anzuregen. Auch praktischen und anwendungsorientierten Fragen wurde Platz zur Diskussion gelassen. Welche Chancen und Herausforderungen stellen sich aktuell im Museumsalltag? Was sind Lösungsstrategien? Langfristig soll das Treffen als gemeinsame Grundlage für die Entwicklung länderübergreifender Projekte dienen. Es soll sich ein Netzwerk von Museusmsexpert*innen beider Ländern bilde, um den Wissens- und Erfahrungstransfer zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten aus den Museen heraus zu stärken.

In ihrer Rolle als Wissenschaftsrat entwickelten das Musée Du Quai Branly und das Überseemuseum vier Themenschwerpunkte, die im Laufe der zwei Tage in internen Workshops und öffentlichkeitswirksam in Online-Veranstaltungen diskutiert wurden.

  • Provenienzforschung, Methodik und Werkzeuge
  • digitale Werkzeuge; der Umgang mit Datenbanken; Digitalisierug von Sammlungen
  • Vermittlung/Kommunikation mit der Öffentlichkeit
  • Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften

Der deutsch-französische Museumsdialog zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten fand in Bremen zu einem historischen Moment statt: In Frankreich werden 2023 drei Gesetze vorbereitet, die der Restitution von Kulturobjekten und Human Remains an Drittstaaten dienen soll. In Deutschland wurden im Dezember 2022 die emblematischen Benin-Bronzen an die Republik Nigeria restituiert. Und letztendlichen haben im Zuge der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihre französische Amtskollegin Rima Abdul-Malak beschlossen, bei der Förderung von Provenienzforschung zu kooperieren. Eine zentrale Frage des Museumsdialogs war somit, welche Rolle die deutsch-französische Kooperation in diesem Zusammenhang einnehmen will und wird, denn Roth und Abdul-Malak betonen in ihrem Vorhaben, dass der deutsch-französische Fond eine „Vorbildfunktion auf europäischer Ebene einnehmen soll.