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Hinweise vorab:
@ dsm
Herzlich Willkommen!
@ dsm
Mit dieser Publikation laden wir Sie zu einer Debatte über die Öffnung der Museen ein. Im Fokus: der Umgang mit den musealen Sammlungen. Was bedeutet die gesellschaftliche Öffnung der Museen für den Umgang mit ihren Sammlungen? Welchen Leitlinien folgt eine offene Sammlungsarbeit? Was brauchen Museen, um diese in die Praxis umzusetzen? Und welche Chancen ergeben sich daraus?
Wir laden Sie ein!
@ dsm
@ dsm
Unser Impuls für die Debatte
Wir präsentieren Ihnen die zentralen Ergebnisse eines Werkstattgespräches, das im November 2019 im Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur in Delmenhorst stattfand. Eingeladen hatte der Deutsche Museumsbund im Rahmen des Projektes "Hauptsache Publikum!? Das besucherorientierte Museum" in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Migration. Über 60 Museumsmacher*innen diskutierten über die Öffnung der Sammlungsarbeit. Ziel war es, einen Diskussionsstand festzuhalten, um anschließend mit der breiten Museumslandschaft ins Gespräch zu kommen.
@ dsm
@ dsm
Mitmachen! #Sammlungöffnedich
Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen und Sie ins Gespräch bringen. Diskutieren Sie mit uns auf !
Einblicke in Ihre Museumspraxis, Erfahrungen, Ergänzungen, Kritik, Verbesserungs- und Umsetzungsvorschläge, Ideen, Fragen – wir freuen uns über Ihre Beiträge!
Sie haben keinen Twitteraccount hat oder möchten Ihre Rückmeldung nicht veröffentlichen? Dann nehmen wir diese gerne auch über office@museumsbund.de entgegen.
@ dsm
1. eine kurze Argumentation dafür, dass Museen sich auch in ihrem Umgang mit den Sammlungen öffnen müssen
2. ein Vorschlag für Leitlinien, denen die Sammlungsarbeit in einem offenen Museum folgen sollte
3. ein Überblick dazu, was Museen brauchen, um diese umzusetzen...
4. ...und was sie davon haben, sich in der Sammlungsarbeit zu öffnen.
Zu Beginn und dazwischen: Blicke in die Arbeitspraxis verschiedener Museen
Was Sie erwartet
@ dsm
Wie und was sammeln wir im 21. Jahrhundert? Unser Team hat sich ein Jahr Zeit genommen, um auf diese Frage gemeinsame Antworten zu finden. Das Ergebnis: ein Sammlungskonzept, das Orientierung bietet und Transparenz schafft. Die Ziele und Zwecke der Sammlung dienen als Ausgangspunkt für die Formulierung der thematischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre, Sammlungsstrategien und -methoden. Unsere Sammlung hilft, Menschen zu vernetzen. Aus diesem Grund arbeiten wir partizipativ. Das gilt auch für das Sammlungskonzept: Alle Interessierten sind eingeladen, sich mit Feedback einzubringen.
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Zum Sammlungskonzept >
von Judith Schühle, Museum Europäischer Kulturen (MEK) der Staatlichen Museen zu Berlin
Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Es ist ein Paradox! Die Archäologie deckt kulturell Verborgenes auf; die Öffentlichkeit bleibt aber auf die passive Beobachtung archäologischer Ausgrabungs- und Sammlungspraxis beschränkt. In dem Projekt „Öffne die Blackbox Archäologie“, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, entwickeln wir gemeinsam mit zwei weiteren Museen eine Lösung für dieses Dilemma. Hierfür nutzen wir die Digitalisierung mit ihrem Potential der virtuellen Reproduktion von Dingen und Räumen. Unter anderem planen wir eine digitale Plattform, die als "Serious Game" analoge und digitale Museumserlebnisse miteinander verbinden soll.
Ein Bürgerbeirat wird sicherstellen, dass wir die Bedürfnisse des Publikums treffen.
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Zum Projekt >
von Dr. Doreen Mölders, LWL-Museum für Archäologie, Herne
© LWL-AfW | Puppetears
Wie geht man in einer von Diversität geprägten Gesellschaft mit einer in sich geschlossenen, auf Europa und Nordamerika fokussierten Sammlung der modernen Kunst um? Mit dieser Frage beschäftigten wir uns im Forschungsprojekt "Museum global", gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Wichtig war uns, darüber auch mit Besucher*innen und Nicht-Besucher*innen ins Gespräch zu kommen und die Sammlung gemeinsam mit ihnen neu zu verhandeln. In Fokusgruppen entwickelten sie eigene Zugänge zu von ihnen ausgewählten Werken. Sie untersuchten Inhalte und museale Vermittlungsformen und stellten ihre Perspektiven abschließend in einer öffentlichen Präsentation vor. Die Ergebnisse flossen in das Konzept des OPEN SPACE ein, eines öffentlichen Raums, der temporär im Museum eingerichtet wurde.
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von Julia Hagenberg, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
© Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen; Fotograf: Wilfried Meyer
Warum wir eine offene Sammlungsarbeit brauchen
Welches Selbstverständnis steht hinter der Forderung nach einer Öffnung der Sammlungsarbeit? Wir fassen zusammen, von welchem gedanklichen Ausgangspunkt aus die Inhalte dieser Publikation erarbeitet wurden. Wir argumentieren für die Notwendigkeit einer Öffnung des Museums, hier mit Fokus auf den Umgang mit den musealen Sammlungen.
Ausgangspunkt
einer offenen Sammlungsarbeit
Ausgangspunkt 2/5
Museen sind öffentliche Einrichtungen. Wie Schulen, Bibliotheken, Theater, Opern, Volkshochschulen, Soziokulturelle Zentren und viele andere gesellschaftliche Institutionen dienen sie dem Allgemeinwohl. Deshalb sind viele Museen in Deutschland öffentlich finanziert.
Den Museen ist das materielle und immeraterielles Kulturerbe aller anvertraut. Ihr Auftrag: die Sammlungen so zu bewahren, weiterzuentwickeln, zu erforschen und zu nutzen, dass es der Gesellschaft und ihrer Entwicklung dient – so die aktuelle ICOM-Museumsdefinition.
Die Gesellschaft – das sind wir. Wir haben ganz unterschiedliche Lebensgeschichten. Wir sind vielfältig in unseren Bedürfnissen, Haltungen, Gewohnheiten und vielem mehr. Globalisierung, Migration, Digitalisierung & Urbanisierung sorgen zudem für stetige Veränderungen.
Teil der Gesellschaft
Im Dienst der Gesellschaft
Den Menschen verpflichtet
Ausgangspunkt 3/5
Liken, kommentieren, teilen – viele Menschen sind es heute gewohnt, aktiv mit Informationen umzugehen. In verschiedenen Lebensbereichen haben Beteiligungsformate Konjunktur. Auch im Museumsbereich gibt es z. B. in der Diskussion um Objekte aus kolonialen Kontexten verstärkt das berechtigte Interesse, sich einzubringen.
Dem wird das Sender-Empfänger-Verhältnis, das traditionell der Arbeit vieler Museen zu Grunde liegt, nicht gerecht. Zudem bilden sich die Diversität und die Wandelbarkeit der Gesellschaft nicht ausreichend in den Arbeitsweisen, Strukturen und Teams der Museen ab. Museen sind gefordert, sich zu öffnen und neu zu verorten.
Die Sammlungen sind die Basis der Museumsarbeit. Der museale Umgang mit ihnen ist nie neutral. Sammlungen können auf verschiedene Weisen bewahrt, weiterentwickelt, erforscht und genutzt werden. Für eine erfolgreiche Öffnung des Museums muss auch die Sammlungsarbeit auf den Prüfstand gestellt werden.
Trend zur Beteiligung
Öffnung erforderlich
Sammlungsarbeit hinterfragt
Ausgangspunkt 4/5
Nicht nur Museen sammeln, sondern z. B. auch viele Einzelpersonen und Vereine. Im Rahmen von #freiburgsammelt, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, verhandelten wir gemeinsam mit Freiburger Sammler*innen und Sammlungen Fragen wie: Welche Dinge, Erinnerungen, Geschichten werden gesammelt und bewahrt? Warum sammeln wir überhaupt? Welche Sammlungskonzepte begegnen uns? Wie funktioniert die Aufnahme in die Sammlung? Welche Qualitäts- und Entscheidungskriterien kommen dabei zur Geltung? Eine Ausstellung zeigte einige der Prozess-, Sammlung- und Diskussionsergebnisse des Projekts – auch als Anregung für die Weiterentwicklung des Museums und der Sammlungskonzeptionen.
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von Sonja Thiel, Städtische Museen Freiburg, Museum für Stadtgeschichte (2016-2018)
Städtische Museen Freiburg, , Foto: Bernhard Strauss
Ganz gleich ob Werkzeuge, Fotos, ein zerlesenes Wörterbuch, Kantinengeschirr: Mit dem Sammelmobil unterwegs in Mannheim suchen wir Gegenstände, die Migrationsgeschichten erzählen. So sind etwa 100 Objekte hinzugekommen, auch durch Workshops mit Menschen mit Migrationsgeschichte. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die Dokumentation. In der digitalen Datenbank vergeben wir neue Schlagworte. "Migration", "Stereotypisierung", "Orientalismus" oder "Rassismus" sind nur einige der Begriffe.
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von Anne Mahn, TECHNOSEUM
Technoseum, 2018
Im Rahmen des Interventionsprojekts PS:___ luden wir – wissenschaftliche Volontär*innen des Stadtmuseums Berlin – Berliner*innen dazu ein, die Daueraussstellung BerlinZEIT kritisch zu kommentieren und aktiv zu erweitern. In diskursiven Workshops wurden Ideen und Themen entwickelt, die unbedingt ins Museum gehören und bislang fehlten – zum Beispiel nimmt das Thema „Unbekannte Objektgeschichten“ den Kampf der Westberliner autonomen Frauenbewegung um das Recht auf Abtreibung in den Blick und zeigt eine Fahrradpumpe, die von einer Ärtztin umgebaut und bei Abtreibungen eingesetzt wurde. 2020 wird PS:____ evaluiert und in überarbeiteter Form weitergeführt.
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von Stephanie Thalheim, ehemals Stadtmuseum Berlin
PS:___-Beitrag von Sabine Patzke © Stadtmuseum Berlin | Foto: Christian Kielmann
Im MKG diskutieren wir seit längerer Zeit unsere übergeordnete Sammlungsstrategie. Vertraute Schwerpunktthemen werden geprüft, diskutiert, weiter entwickelt und ihrer Anschlussfähigkeit an heutige Herausforderungen nachgegangen. Mit Blick auf die historische Sammlung ‚islamischer Kunst‘ stellt sich die Frage, wie sich die Sammlung um zeitgenössische Positionen erweitern lässt. Wir möchten die auch Gegenwart abbilden und die Sammlung für neue Schwerpunkte öffnen. Zur Überprüfung unserer Sammlungspraxis gehört auch, dass wir alle Objekte auf ihre Provenienz zu prüfen und aktiv Raubkunst restituieren. In diesem Zusammenhang gaben wir unter anderem 2019 ein Marmorpaneel nach Afghanistan zurück.
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von Tobias Mörike, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
Marmorpaneel aus dem Palast von Mas'ud III. in Ghazni, Ansicht 3, Foto: © MKG/Joachim Hiltmann
Wofür wir uns einsetzen
Was dürfen die Menschen von den Museen im Umgang mit ihren Sammlungen erwarten? Wir stellen Ihnen Leitlinien für eine offene Sammlungsarbeit vor. Für die meisten Museen in Deutschland ist es eine große Herausforderung sämtliche Leitlinien zu befolgen. Aber: Veränderungen sind möglich! Viele Häuser zeigen dies bereits.
Leitlinien
einer offenen Sammlungsarbeit
Leitlinien 2/6
Jedes Museum legt verbindlich in einem Sammlungskonzept fest, wie es die Aufgabe, mit seiner Sammlungsarbeit der Gesellschaft zu dienen, versteht. Ziele, Leitlinien und Qualitätsstandards werden schriftlich formuliert. Die Museumsmitarbeiter*innen richten ihre Arbeit konsequent danach aus.
Museen stellen alle relevanten Informationen zu den Sammlungen und ihrem Umgang mit diesen zur Verfügung. Sie machen Prozesse durchschaubar und sind offen bezüglich ihrer eigenen Rolle. Sie zeigen, dass auch in der Sammlungsarbeit jede Entscheidung eine oder mehrere Autor*innen hat.
Museen verschaffen dem Publikum möglichst direkten Zugang zu ihren Sammlungen –
analog wie digital. Neben der physischen und technischen Zugänglichkeit geht es darum, Barrieren abzubauen, die Nutzung aktiv anzuregen und zu fördern. Ziel ist ein möglichst selbstbestimmter Umgang.
Zielgerichtetheit
Transparenz
Zugänglichkeit
Leitlinien 3/6
Museumsmitarbeiter*innen gehen bewusst damit um, dass sie blinde Flecken haben, d. h. dass ihre Perspektiven aufgrund ihrer eigenen Sozialisation eingeschränkt ist, ihnen Erfahrungen und Kenntnisse fehlen und sich die sich stetig verändernde Gesellschaft, nicht ohne Weiteres im Blick behalten lässt.
Museen bemühen sich aktiv um Perspektiven verschiedener Menschen auf ihre Objekte und die Sammlungsarbeit. Sie wertschätzen und berücksichtigen diese in ihrer Arbeit. Sie machen die Perspektiven sichtbar und dokumentieren diese nachhaltig für weitere Generationen. Sie geben Deutungshoheit ab.
Museen ermöglichen, der Bevölkerung sich aktiv einzubringen und die Sammlungsarbeit mitzugestalten – das kann z. B. die Erschließung der vorhandenen Sammlungen, das Neusammeln oder auch die Erarbeitung des Sammlungskonzeptes betreffen. Das Maß der Partizipation ist unterschiedlich.
Selbstreflexivität
Multiperspektivität
Teilnahmeorientierung
Leitlinien 4/6
Museen verstehen sich als lernende Institutionen und den Umgang mit ihren Sammlungen als einen dynamischen Prozess. Sammlungskonzepte und Sammlungspraktiken werden regelmäßig hinterfragt, evaluiert und weiterentwickelt.
Museen knüpfen mit ihren Sammlungen an die Lebenswelten ihrer verschiedenen Publika an. Je nach Charakter des Hauses kann dies z. B. durch eine Neusichtung der vorhandenen Objekte, gezieltes Neusammeln oder die Nutzung digitaler Medien gelingen.
Die Museumsmitarbeiter*innen werten Projekte und andere Aktivitäten regelmäßig darauf hin aus, was sie für ihre künftige Arbeit aus diesen ziehen können. Sie dokumentieren dies so, dass auch andere und künftige Museumsmitarbeiter*innen mit den Ergebnissen arbeiten können.
Qualitätssicherung
Bezüge zur Lebenswelt
Nachhaltigkeit
Leitlinien 5/6
Welche Geschichten stecken in den Dingen? Und wer erzählt sie? Das TMW hat sich vorgenommen, Objekte aus vielfältigen Perspektiven neu zu sichten und zu interpretieren. Auch in Zusammenarbeit mit Communities werden die Sammlungen neu befragt und neues, bisher vielleicht übersehenes Wissen erlangt, geteilt und dokumentiert. So können beispielsweise die vielschichtigen Bedeutungen der Objekte in Hinblick auf Gender und Queer entdeckt werden: Eine pinke Handyhülle kann Ausdruck der selbstbewussten Zurschaustellung der eigenen Sexualität sein, Rasierapparate können über den Umgang mit dem und die Gestaltung des Körpers erzählen.
BLICK IN DIE PRAXIS
Zur Sammlungsdatenbank >
von Dr. Sophie Gerber, Technisches Museum Wien
Sophie Gerber
Musikinstrumente sind vielschichtige Museumsobjekte: Die Menschen wollen ihren Klang hören und sehen, wie sie gespielt werden, sie haben Fragen zur Geschichte, Mechanik und Materialität. Mit dem digitalen Museumsguide können Besucher*innen des Musikinstrumenten-Museums Berlin nicht nur schnell und unkompliziert Informationen rund um die Objekte abrufen, sondern auch direkt mit den Wissenschaftlern des Hauses in Kontakt treten: mittels eines Fragetools, das in den digitalen Museumsguide integriert ist. Wir erhoffen uns durch die Einbeziehung der Besucherperspektiven frische Impulse für die Sammlungsarbeit.
BLICK IN DIE PRAXIS
Zum Projekt >
von Mireya Salinas, Musikinstrumenten-Museum, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
© Musikinstrumenten-Museum
Wir sind ein reines Ausstellungshaus, doch in unseren Depots verbirgt sich eine umfangreiche Sammlung. Für welche Kunstwerke interessieren sich die Bürger*innen Recklinghausens? Um auf die Frage eine Antwort zu finden, laden wir verschiedene Gruppen ein, sich mit unserer Sammlung zu beschäftigen. Ob Vereine, Arbeitsgemeinschaften oder Nachbarschaftstreffs – bereits bestehende Zusammenschlüsse aus der Stadtbevölkerung können mitmachen und „ihr“ Werk im Foyer des Hauses präsentieren. Wir erfahren so viel über die unterschiedlichen Sichtweisen auf unsere Schätze. Zugleich wird die Sammlung den Menschen aus Recklinghausen in Form temporärer Werkschauen zugänglich gemacht.
BLICK IN DIE PRAXIS
Zum Projekt >
von Dr. Johanna Lohff, Kerstin Weber, Kunsthalle Recklinghausen
Kunsthalle Recklinghausen
Wie klingt Delmenhorst? Mit dieser Frage und der künstlerisch gestalteten Aufnahmestation begeben wir uns mit dem Projekt Mitschnitt Delmenhorst auf die Suche nach den Tönen der Stadt. Egal ob es die Sirene eines Löschfahrzeugs ist, die Probe des Teutonia-Chors oder die Fangesänge des SV Atlas – jeder Ton ist es wert, in unsere Audiogalerie aufgenommen zu werden. Die Auseinandersetzung mit den Klängen Delmenhorst ermöglicht Zugänge zu bisher unentdeckten Stadtgeschichten und sichert die Töne als immaterielle Kulturgüter für die Zukunft. Das Archiv ist bereits online zu hören.
BLICK IN DIE PRAXIS
Zum Archiv >
von Anne Angenendt, Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur, Delmenhorst
© Maike Tönjes
Was wir für eine
erfolgreiche Umsetzung
brauchen
Was brauchen Museen, um die Öffnung erfolgreich gestalten zu können? Der Umgang mit den Sammlungen verändert sich durch diese in vielen Häusern maßgeblich. Der Wandel stellt die Mitarbeiter*innen vor viele praktische Herausforderungen. Wir stellen Bedingungen vor, die entscheidend dafür sind, ob es gelingt, diese zu meistern. Letztendlich sind diese Bedingungen für sämtliche Öffnungsprozesse im Museum relevant.
Bedingungen
einer offenen Sammlungsarbeit
Bedingungen 2/5
Eine Öffnung der Sammlungsarbeit braucht Museumsleitungen und -mitarbeiter*innen, die sich ihrem Publikum verpflichtet fühlen und danach handeln. Es braucht Mut und Neugier, um sich auf Neues einzulassen, Experimente zu wagen und die Möglichkeit, zu scheitern, in Kauf zu nehmen.
Von vielen Museumsmitarbeiter*innen werden Kompetenzen gefordert, die sie traditionell nicht von ihnen erwartet wurden, z. B. mit Blick auf Diversität, Digitalität & Partizipation. Sie brauchen gezielte Fortbildungen. Neueinstellungen ermöglichen, das Team um neue Kompetenzen und Perspektiven zu erweitern.
Ein offener Umgang mit den Sammlungen fordert das Zusammenwirken unterschiedlicher Arbeitsbereiche, die Kreativität der Mitarbeiter*innen sowie die Möglichkeit, dynamisch zu handeln und zu reagieren. Dafür braucht es entsprechende Arbeitsstrukturen, die dies aktiv fördern.
innere & äußere Haltung
neue Kompetenzen
unterstützende Strukturen
Bedingungen 3/5
Kontakte zu verschiedenen Menschen knüpfen, Interesse für die Sammlungsarbeit wecken, Vertrauen und langfristige Beziehungen aufbauen – das können Museen nicht allein. Sie
brauchen vielfältige Partner*innen in der Bevölkerung wie z. B. Vereine, Nachbarschaftstreffs u. v. m.
Museen brauchen die Unterstützung von Trägern, Förderern und der Politik, um die Herausforderungen einer Öffnung der Sammlungsarbeit meistern zu können – für mutige Entscheidungen, mögliche Misserfolge und oft erst langfristig nachweisbare Wirkungen und Erfolge.
Wandel kostet Zeit, Personal und Geld. Wenn Museen mit der Bevölkerung in den Dialog treten, Sammlungsbestände digitalisiert werden und Museumsmitarbeiter*innen fortgebildet werden, so müssen die politischen Entscheidungsträger die Voraussetzungen dafür schaffen.
vielfältige Vernetzung
verlässlichen Rückhalt
angemessene Ressourcen
Bedingungen 4/5
Migration partizipativ sammeln bedeutet, dass wir unsere Deutungshoheit hinterfragen und abgeben müssen. Im Ausstellungsbereich „Frankfurter Geschichten“ des Stadtlabors „Kein Leben von der Stange“ fragten wir unterschiedliche Menschen, welche persönlichen Objekte ihre Geschichten von Arbeit, Migration und Familie erzählen. Die Objekte, die wir für die Dauer der Ausstellung ausgeliehen bekamen, waren Gegenstände wie z. B. ein Handy mit arabischen Schriftzeichen oder ein Tagebuch. Aber auch ein Stein sowie eine Flasche Fischsauce waren dabei. Doch was macht sie zu Migrationsobjekten? Die Geschichten und Erlebnisse dieser Menschen.
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Zum Stadtlabor >
von Ismahan Wayah, Historisches Museum Frankfurt
Historisches Museum Frankfurt, Foto: Horst Ziegenfusz
Digitalisiertes Fotomaterial, Scans von historischen Bauplänen, das 3D-Modell eines Schiffs – immer mehr Museen erstellen aus ihren Sammlungen digitale Inhalte. Wir fragten uns, wie wir und andere Häuser diese über die Forschung hinaus optimal nutzen können, um z. B. passende Angebote für bestimmte Gruppen außerhalb des Museums zu entwickeln. Dabei richteten wir den Blick vor allem auf die Prozessschritte innerhalb des Museums: Mit welchen Methoden können Mitarbeiter*innen die Potentiale, die in den digitalen Inhalten stecken, entdecken? Wie kommen sie zu einer realistischen Einschätzung des Aufwands für eine nutzer*innengerechte Aufbereitung? Wie können sie abwägen, ob ein Mehrwert für ihr Museum und die potentiellen Nutzer*innen entsteht?
BLICK IN DIE PRAXIS
Zum Projekt >
von Hendrikje Brüning, ehemals Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven
© Deutsches Schifffahrtsmuseum, Foto: Niels Hollmeier
Wir sammeln Ideen für die Zukunft des Museums. Im Projekt Creative Collections haben wir einen Bürgerbeirat von 50 Mitgliedern aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft ins Leben gerufen, um in Design-Thinking-Workshops und MuseumCamps gemeinsam neue Digitalkonzepte zur Vermittlung unserer Sammlungen zu entwickeln. Die Dokumentation und Auswertung dieser Ideen nach übergreifenden Bedarfen bringt neue Herausforderungen mit sich, die sich nur durch einen verstetigten und offenen Dialog lösen lassen. Daher haben wir in unserer Zweigstelle „Museum beim Markt“ einen offenen und frei nutzbaren Raum eingerichtet: das museum x.
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Zu Creative Collections >
von Dr. Johannes Bernhardt, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
© Badisches Landesmuseum, Foto: Fabry
Was wir von einer offenen Sammlungsarbeit haben
Was haben Museen davon, sich auch in der Sammlungsarbeit zu öffnen? Wir stellen die Chancen vor, die sich aus einer Öffnung für die Museen ergeben. Ein Blick lohnt sich: Sie motivieren die Museumsmacher*innen, bieten aber auch hilfreiche Argumente, um die Entscheidungsträger hinter den Museen von der Notwendigkeit einer verstärkten Öffnung der Museen zu überzeugen.
Chancen
einer offenen Sammlungsarbeit
Chancen 2/5
Eine Verständigung über die Ziele, Qualitätskriterien und Leitlinien der Sammlungsarbeit schafft Orientierung für die Museumsmitarbeiter*innen. Sie teilen eine Vision und verfügen über klare Leitlinien wie Qualitätskriterien für ihre Arbeit. Diese gelten unabhängig von ihren persönlichen Einstellungen.
Die Vielfalt der Perspektiven und Formatansätze bringen Museen in Bewegung. Davon profitieren alle: die Museumsmitarbeiter*innen ebenso wie das Publikum. Eine offene Sammlungsarbeit lädt ein, eingetretene Pfade zu verlassen und über den Tellerrand zu blicken.
Je klarer definiert ist, nach welchen Grundsätzen ein Museum seine Arbeit ausführt, desto leicht kann diese auch nach Innen und nach Außen verständlich gemacht werden, so z. B. bei Entscheidungen über die Aufnahme von Objekten in die Sammlungen oder die Beantragung von Fördergeldern.
stärkere Orientierung
mehr Lebendigkeit
neue Argumentationshilfen
Chancen 3/5
Traditionell findet Sammlungsarbeit hinter den Kulissen statt. Durch die Öffnung gewinnt diese an Sichtbarkeit. Die Menschen erfahren mehr über den Sinn & Zweck der Sammlungsarbeit, was sie beinhaltet, vermag und braucht. So steigt die Wertschätzung.
Eine offene Sammlungsarbeit schafft Verbindungen zu unterschiedlicheren und zahlreicheren Menschen. Die Arbeit gewinnt an Bedeutung für breitere Teile der Gesellschaft und ermöglicht den Museen, sich neu in deren Mitte zu verorten.
Fühlen sich breitere Teile der Gesellschaft von der Arbeit der Museen angesprochen, kann das langfristig dazu führen, dass unterschiedlichere und zahlreichere Menschen die Angebote des Museums nutzen – vor Ort wie im Internet.
höhere Wertschätzung
mehr Relevanz
diverseres Publikum
Chancen 4/5
Und was meinen Sie?
#Sammlungöffnedich
Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen und Sie ins Gespräch bringen!
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Sie haben keinen Twitteraccount hat oder möchten Ihre Rückmeldung nicht veröffentlichen? Dann nehmen wir diese gerne auch über office@museumsbund.de entgegen.
@ dsm
Wir freuen uns
auf eine interessante Debatte!
@ dsm
@ Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur
@ Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur