Grundwerte für Museen
In Deutschland gibt es derzeit mehr als 7.000 Museen, die Teil einer beeindruckenden Vielfalt regionaler Kulturlandschaften sind. Um die Anschlussfähigkeit der Einrichtungenin ihr jeweiliges Umfeld und damit ihre Zukunftsfähigkeit gewährleisten zu können, bedarf es gemeinsam formulierter, grundsätzlicher ethischer Werte.
Das in diesem Kapitel aufgeführte Museumsverständnis wurde vorrangig für Museen in Deutschland verfasst. Es orientiert sich an der neuen Museumsdefinition von ICOM aus dem Jahr 2022. Die Diskussion zur Neufassung seit 2015 hat gezeigt, wie hoch der Bedarf an einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis ist. Das vorliegende Kapitel soll Museen dazu motivieren, sich mit ihren jeweiligen Grundwerten auseinanderzusetzen – um damit das Profil der eigenen Institution zu schärfen und in Hinsicht auf gesellschaftliche Herausforderungen anschlussfähig zu gestalten.
Archiv und Forum
Mit der Sammlung als Basis dienen Museen als Archive der Dinge und als Foren gesellschaftlicher Diskurse. Dabei liegt die Motivation allen musealen Handelns – des Sammelns, Dokumentierens, Bewahrens, Erforschens, Präsentierens, Bildens, Vermittelns und Kommunizierens – nicht im Selbstzweck der einzelnen Arbeitsbereiche, vielmehr stellen sich Museen aktiv in den Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung. Mit ihrer Arbeit schaffen sie eine verlässliche Grundlage für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Fragen.
Megatrends wie Globalisierung,Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden von Museen thematisiert und gleichzeitig im gesamten Spektrum der Museumsarbeit umgesetzt. Museen leisten mit Bildungs- und Freizeitangeboten einen maßgeblichen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander. Im städtischen und ländlichen Raum dienen Museen als soziale Treffpunkte, die ihre Umgebung und Nachbarschaft aktiv in die eigene Arbeit mit einbeziehen. Sie sind kompetente Ansprechpartner für Fragen in ihren jeweiligen Fachgebieten. Nicht zuletzt sind Museen attraktive touristische Destinationen und wichtige Standortfaktoren.
Grundwerte als Grundlage für das Selbstverständnis
Klare Grundwerte bieten Orientierung bei der Entwicklung eines reflektierten Selbstverständnisses. Dies ermöglicht ein klares Profil des Museums und hilft dabei, im mitunter spannungsreichen Mit- und Nebeneinander der musealen Aufgaben Prioritäten zu setzen, zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Angesichts häufig kurzfristiger Erwartungen und wachsender Anforderungen aus Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit dient ein gemeinsam getragenes Selbstverständnis von der Museumsarbeit auch dazu, bewusst eine mittel- bzw. langfristige eigene Agenda zu setzen. Diese muss transparent sein, um gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen. Die Grundwerte werden als Teil des Museumsleitbildes verschriftlicht. Die Umsetzung der Grundwerte in der Alltagspraxis ist ein dauerhafter Prozess, der in sämtliche museale Arbeitsfelder hineinwirkt und von diesen mitgestaltet wird. Jedes Museum ist eingebettet in seine eigene Geschichte, sein Umfeld, hat sein eigenes Team und ein diverses Publikum. Daher muss jedes Museum eigenem Schwerpunkte setzen, sein eigenes Profil entwickeln und die Frage nach dem eigenen Selbstverständnis beantworten.
Wie Museen arbeiten
