Klimabilanzen im Museum
Das Erstellen einer Klimabilanz ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer strategischen Auseinandersetzung mit der ökologischen Nachhaltigkeit, ganz nach dem Prinzip: What you measure you will manage.
Der bundesweite Interessenverband der Museen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Das Erstellen einer Klimabilanz ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer strategischen Auseinandersetzung mit der ökologischen Nachhaltigkeit, ganz nach dem Prinzip: What you measure you will manage.
Mit dem CO2-Bilanzierungsstandard für Kultureinrichtungen samt zugehörigem CO2-Rechner können Museen und andere Kultureinrichtungen nun nach einheitlichen Vorgaben ihre CO2-Emissionen erfassen, Einsparpotentiale identifizieren und nachhaltige Strategien entwickeln. Der Deutsche Museumsbund war an der Erarbeitung beteiligt und hat die Perspektive der Museen in den Standard mit einfließen lassen.
Der CO2-Kulturstandard und der CO2-Kulturrechner mitsamt einer begleitenden Benutzungsanleitung stehen ab sofort als Download bereit.
Das „E-Tool Kultur“ ist ein innovativer, benutzerfreundlicher CO2-Rechner, der speziell für die Bedürfnisse von Kultureinrichtungen und Veranstaltungen entwickelt wurde. Es basiert auf dem Greenhouse Gas Protocol, einem global anerkannten Standard zur CO2-Bilanzierung. Der Rechner wurde ursprünglich für Handwerksbetriebe entwickelt und im Rahmen eines Kooperationsprojekts erfolgreich an den Kulturbereich angepasst.
Die „Gallery Climate Coalition“, in der sich verschiedene Kunstschaffende zusammengeschlossen haben, wurde zunächst 2020 in London ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist die Reduzierung von CO2-Emissionen des Kunstbetriebes um 50 Prozent bis zum Jahr 2030, als auch die Realisierung eines Zero-Waste-Konzeptes zur Abfallvermeidung. Mitglieder der Gallery Climate Coalition können mithilfe eines speziell auf den Kunstsektor zugeschnittenen Kohlenstoffrechners ihren CO2-Verbrauch überprüfen und Einsparpotenziale erkennen.
Der CO2 Rechner basiert auf dem Creative Green Tool von Julie’s Bicycle und wurde vom Aktionsnetzwerk in Kultur und Medien mit Hilfe der EON-Stiftung und der EnergieAgentur.NRW adaptiert und übersetzt. Das Werkzeug wird der deutschen Kulturbranche kostenlos zur Verfügung gestellt, um die Umweltwirkungen von kulturellen Institutionen und Aktivitäten zu erfassen und zu verstehen.
Die Dokumentation des Projekts "Klimabilanzen in Kulturinstitutionen" (2019) der Kulturstiftung des Bundes bietet einen umfassenden Einstieg in das Thema Klimabilanzen, erklärt zentrale Begriffe anschaulich und stellt Arbeitshilfen für den eigenen Einstieg.
Kulturbetrieb ohne Emissionen ist kaum möglich. Daher sollten Sie sich überlegen, einen Teil Ihrer Emissionen zu kompensieren. Dies sollte allerdings stets die letzte Option im Bilanzierungsprozess sein.
Nachdem Sie alle Möglichkeiten geprüft haben, Ihre CO₂e-Emissionen einzusparen, können Sie sich dazu entscheiden, unvermeidbare Emissionen über Kompensationszahlungen auszugleichen. Durch den Kauf eines Zertifikates für ein Klimaschutzprojekt wird so eine bestimmte Menge an Emissionen an anderer Stelle kompensiert. Dies sollte allerdings der letzte Schritt in ihrem Nachhaltigkeitsprozess sein, da Sie sich sonst in die Gefahr begeben, sich von Ihren Emissionen „freizukaufen“ und damit „Greenwashing“ zu betreiben.
Wenn Kompensationszahlungen vorgenommen werden, sollten diese nach national bzw. international zertifizierten Standards erfolgen. Etablierte Standards sind:
Auch nationale Initiativen wie Standards für die Renaturierung von Mooren sind zu empfehlen, wie MoorFutures und Moorland.
Die Ergebnisse einer Klimabilanz verleiten schnell dazu, sich mit anderen Institutionen vergleichen zu wollen. Allerdings sind die betrieblichen Abläufe und Voraussetzungen unterschiedlich, was zu verschiedenen Ergebnissen führt. Eine Klimabilanz sollte daher immer als Instrument für die eigene Zieldefinition und Erfolgskontrolle genutzt werden. Die Vergleichbarkeit mit sich selbst sollte im Vordergrund stehen, und diese wird erst durch regelmäßiges Bilanzieren möglich.
Bei der Bilanzierung der Treibhausgasemissionen verschiedener Museen fallen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede ins Gewicht.
Grundsätzlich wird die Klimabilanz stark beeinflusst durch Aspekte, die die meisten Museen aufweisen:
Allerdings können museumsspezifische Eigenschaften die Klimabilanz ebenso maßgeblich verändern:
Ein Beispiel:
Das ländlich gelegene Museum X bietet auf 320 m2 für jährlich 45.000 Besucher:innen Ausstellungen und Veranstaltungen an. Das in der Großstadt gelegene Museum Y bietet nur Ausstellungen und hat mehr als doppelt so viel Fläche und Besucher:innen – entsprechend fällt die Klimabilanz in den vergleichbaren Bereichen mehr als doppelt so hoch aus wie im Museum X. Je 1.000 Besucher:innen ist der Unterschied mit 0,14 CO2e [t] allerdings kaum zu erkennen, die Museen sind demnach ähnlich effizient. Die Klimabilanzen steigen zudem im Museum Y um 13,4 % bei der Berücksichtigung der Materialien und sogar 60,7% im Museum X bei der Berücksichtigung der Anfahrt des Publikums – der errechnete Gesamtausstoß ist bei diesem variierenden Vorgehen nicht mehr vergleichbar. Die Lage und Ausrichtung des Angebots kann außerdem durch eine Klimaschutzstrategie schwer beeinflusst werden.
Fazit:
Diese variierende Grundsituation verschiedener Museen sowie die Datenverfügbarkeit und die Wahl der Systemgrenzen, also der Daten, die in die Bilanzierung mit aufgenommen werden, spiegeln sich letztendlich in den Klimabilanzen wieder. Deshalb: Keine Äpfel mit Birnen vergleichen, sondern immer genau hinschauen!
Der Energie- und Klimarat für Unternehmen in Österreich (EKAT) bietet eine Möglichkeit an, wie sich eine heterogene Gruppe aus Kunst- und Kulturhäuser untereinander im Energieverbrauch vergleichen können, und zwar anhand ihrer Öffnungszeiten.
Unterteilt nach Öffnungstagen wählen die Museen ihre jeweilige Gruppe:
So ist sicher gestellt, dass das Heimatmuseum, das nur am Wochenende geöffnet hat, nicht vermischt und verglichen wird mit dem großen Haus mit Ganzjahresbetrieb.