Anders als rein praxisorientierte Besucherforschung und Evaluation steht bei der wissenschaftlichen Grundlagenforschung die Untersuchung dessen, was ist, im Vordergrund, weniger eine direkt auf Veränderung abzielende Beschreibung des Status quo mit einer Ableitung, was sein soll. Sie strebt demnach nicht an direkte Handlungsempfehlungen für Ausstellungsmacher auszusprechen oder bestehende Praktiken des Ausstellens oder Vermittelns zu evaluieren und zu bewerten, sondern sie möchte in erster Linie Forschungslücken schließen.
Doch wissenschaftliche Grundlagenforschung kann nichtsdestotrotz hilfreich und erkenntnisleitend für die Museumspraxis sein: Universitäre (Projekt-)Studien sowie Forschungen im Rahmen von empirischen Abschluss- und Qualifikationsarbeiten können grundlegende Kenntnisse und ein besseres Verständnis über Besucherverhalten und soziale Interaktionen, über besucherseitige Wahrnehmung, Sinnbildung und museales Lernen sowie über viele weitere Prozesse hervorbringen, die bei einem Ausstellungsbesuch ablaufen (können). Ebenso kann sie die Vorstellungen von (potenziellen) Besuchern/Nutzern über Museen, Ausstellungen oder Objekte untersuchen oder auch langfristige Wirkungen von Museumsbesuchen in den Blick nehmen.
Solche Forschungsvorhaben geben – wenn sie in der Praxis wahrgenommen und genutzt werden – tendenziell weniger kurz-, sondern eher langfristige Entscheidungsunterstützung. Sie schaffen grundsätzliches Wissen, das die Praktiker potenziell für ihre Arbeit nutzen können. Das heißt, dass von wissenschaftlicher Grundlagenforschung die Institutionen profitieren können, die ihre Pforten öffnen und das eigene Haus, quasi als Forschungsfeld anbieten und die wissenschaftliche Forschung unterstützen – ebenso wie Rezipienten der Forschung aus anderen Häusern: Ergebnisse wissenschaftlicher Grundlagenforschung können für den Museumspraktiker – trotz der nicht direkt auf dringende praktische Frage ausgerichteten Zielsetzung – informierend, bestätigend, motivierend oder inspirierend sein:
– Beispielsweise können für interne Besucherforscher neue Methoden oder Anwendungsmöglichkeiten, die in der universitären Forschung genutzt werden, hilfreich für die eigene Arbeit sein
– und Kuratoren wie Vermittler können womöglich anhand der Ergebnisse der Grundlagenforschung neue Ideen für ihre Häuser entwickeln.