Interview mit Kathrin Schellenberg M. A., stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums Kassel
Wie setzen Sie für Ihre Volontär*innen eine vorbildliche Ausbildung nach Leitfaden um?
Unsere wissenschaftlichen Volontär*innen sind während der zwei Jahre bei uns fester Bestandteil des Teams. So sind sie direkt in die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten im Museumbetrieb eingebunden, auch wenn ihre Kernaufgaben in den Bereichen Ausstellung und Sammlung liegen. Insbesondere der stetige enge Austausch mit unseren Volontär:innen ist es, der eine individuell angepasste Ausbildung ermöglicht – sind doch die Ausgangssituation, die Vorkenntnisse und Stärken je nach Person immer unterschiedlich.
Um zu gewährleisten, dass jeder Volontär tiefere Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche erhält, haben wir als Städtische Museen, also gemeinsam mit dem Naturkundemuseum Kassel, einen Ausbildungsplan entwickelt. In internen Fortbildungen stellen Kolleg*innen ihre Aufgabenfelder in den vier großen Bereichen Ausstellung, Sammlung inkl. Bewahrung und Dokumentation, Vermittlung + Kommunikation sowie Management + Verwaltung vor – und dies nicht nur in theoretischen Ansätzen, sondern auch mit aktuellem Praxisbezug. Auf diese Weise soll zugleich ein Verständnis für die enge Verzahnung der verschiedenen Arbeitsbereiche entwickelt werden.
Wo sehen Sie besondere Herausforderungen bei der Umsetzung?
Für uns als verhältnismäßig kleines Team ist oft der zeitliche Aspekt mit Blick auf die Arbeitslage eine echte Herausforderung – gleichzeitig wissen wir natürlich, dass wir mittel- und langfristig von einer guten Ausbildung profitieren. Wir wollen unseren Volontär*innen zudem stets den Freiraum und die Möglichkeiten zur Weiterbildung z. B. durch externe Fortbildungen geben sowie den fachlichen Austausch bei Tagungen schaffen. Dies gilt es, bei allen Arbeitsprozessen fest einzuplanen, was nicht immer leicht ist.
Was gehört für Sie außerdem noch zu einem guten Volontariat?
Für mich ist dies die Selbstverständlichkeit, dass unsere Volontär*innen sich mit eigenen Ideen und Vorstellungen in den Projekten einbringen können und sich in der Umsetzung wiederfinden; dies zu steuern, liegt in unserer Verantwortung. Zudem gehört aus meiner Sicht zu einem guten Volontariat ein Arbeitsumfeld, in dem jedes Teammitglied ernstgenommen wird und sich wohlfühlt.
Was können Volontär*innen selbst tun, damit sie eine gute Ausbildung erhalten?
Volontär*innen tragen einen wesentlichen Teil zum Gelingen eines Volontariats bei, wenn sie sich der eigenen Verantwortung für die Ausgestaltung des Volontariats bewusst sind. Ein gelungenes Volontariat wird nicht allein von den Verantwortlichen beeinflusst und gestaltet, sondern durch die Interaktion beider Seiten. Das Wichtigste ist, dass die Volontär*innen echtes Interesse, Offenheit und auch Begeisterung für die Themen und die unterschiedlichen Museumsbereiche mitbringen bzw. entwickeln. Letztlich wird man immer dann am besten sein, wenn man Freude an den Aufgaben hat. Diese Freude zu fördern, ist eines unserer Ziele.
Und ich kann den Volontär*innen nur raten: Seien Sie wissbegierig, nutzen Sie die Chance und tauschen Sie sich mit allen im Museum tätigen Menschen aus – für das Begreifen, was einen Museumsbetrieb in seiner Gesamtheit ausmacht, ist es auch unerlässlich zu wissen, was z. B. die Aufgaben einer Kassenkraft sind oder mit welchem Konzept externe Vermittler*innen Angebote gestalten.
Wie können Museen einander dabei unterstützen, gute Volontariate zu gewährleisten?
Durch die Umsetzung kooperativer Ausbildungsmaßnahmen. In Kassel gibt es beispielsweise schon seit Langem ein monatlich stattfindendes Volontärskolloquium; bei diesen Treffen können die Volontär*innen aller Kasseler Museen thematisch vielfältige Einführungen in den Häusern vor Ort erhalten. Dies schafft Synergien, da Inhalte gebündelt vermittelt werden, und gibt den Volontär*innen gleichzeitig Einblicke in verschiedene Museumsbetriebe unterschiedlicher Größe.
Was erwarten und erhoffen Sie sich von der Initiative Vorbildliches Volontariat?
Mehr und möglichst fundiert sowie umfangreich ausgebildete Kolleg*innen, die Freude an unserer spannenden Arbeit haben.