Interview mit Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt
Wie setzen Sie für Ihre Volontär*innen eine vorbildliche Ausbildung nach Leitfaden um?
In mehrjährigen Bemühungen haben wir beim Museumsträger (Stadt Frankfurt) die Bezahlung nach TVöD 13 ½ durchgesetzt. Das Museumsteam hat einen Ausbildungsplan erstellt, der ein aktives Kennenlernen aller relevanten wissenschaftlich-kuratorischen Tätigkeiten in den Bereichen Sammlung/Forschung, Dokumentation und Restaurierung, Vermittlung und Partizipation sowie Öffentlichkeitsarbeit umfasst, mit Schwerpunkten gemäß der Ausrichtung des jeweiligen Volontariats. Durch die Zuordnung zu einem großen Projekt können Kenntnisse in allen diesen Bereichen aktiv erworben werden, darüber hinaus wird ausreichend Zeit und Gelegenheit eingeräumt, über das Projekt hinausgehende Erfahrungen zu sammeln. Jedem Volontariat ist ein*e Betreuer*in aus dem wissenschaftlich-kuratorischen Team fest zugeordnet. Fortbildungen und Tagungen können besucht werden, das Museumsteam ermuntert dazu (es ist z.B. üblich, dass die Szenografie-Tagungen der DASA von unseren Volontär*innen besucht werden), die Teilnahme wird komplett finanziert.
Das HMF, zusammen mit dem Jungen Museum und dem Porzellan Museum, kann seit 2021 drei Volontariate im wissenschaftlich-kuratorischen Bereich besetzen (zuvor nur 2), sie stehen im Verhältnis zu 38 unbefristeten/etatisierten Stellen des Museums, davon 13 im wissenschaftlich-kuratorischen Bereich.
Wo sehen Sie besondere Herausforderungen bei der Umsetzung?
Schon die Auswahl muss wirklich sorgfältig erfolgen. Wenn die falsche Person ausgewählt wurde (fehlende Qualifikationen wie z.B. Konzeptions- und Kommunikationsfähigkeit), dann wird das Volontariat schnell zu einer Belastung für beide Seiten. Deshalb suchen wir nur Personen aus, die schon vielfältige praktische Erfahrungen in Museen gesammelt haben (Praktika, freiberufliche Tätigkeiten). Dadurch wird das Bewerber*innenfeld eingeschränkt, leider auch unter Diversitätsgesichtspunkten. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis sich das (unterentwickelte Diversität) ändern wird. Museen müssen also auch Praktika und freiberufliche Aufträge unter Diversitätsgesichtspunkten vergeben, damit die Volontariate gut besetzt werden können.
Was gehört für Sie außerdem noch zu einem guten Volontariat?
Viel Kommunikation und komplette Integration in alle Arbeitsprozesse und Projekte des Museums: die Team-Kultur eines Museum spielt hier eine große Rolle. Flache Hierarchien und offene Strukturen (keine starren Abteilungen) sind wichtig.
Was können Volontär*innen selbst tun, damit sie eine gute Ausbildung erhalten?
Sich so aktiv wie möglich einbringen, Initiative zeigen, Wünsche äußern, Vorschläge machen.
Wie können Museen einander dabei unterstützen, gute Volontariate zu gewährleisten?
Durch gute Vernetzung, Erfahrungsaustausch in den jeweiligen Netzwerken, ggf. auch Öffnung von besonderen Fortbildungsmaßnahmen für die Volontär*innen anderer Museen.
Was erwarten und erhoffen Sie sich von der Initiative Vorbildliches Volontariat?
Eine starke Stimme für die Volontär*innen, und damit eine gute Orientierung für die Direktionen.