Green IT – Green durch IT // Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Museum

Was können Museen tun, um digitale Angebote sinnvoll zu nutzen? Welche Risiken und Chancen liegen in der Digitalisierung? Und welche konkreten Empfehlungen gibt es? 

Im Zuge des Projekts Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum hat sich die Arbeitsgruppe am 29. August 2022 zur ersten Mondays-For-Future-Session getroffen. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, mit externen Expert:innen über aktuelle Themen in der Nachhaltigkeitsdebatte in Museen zu sprechen und konkrete Handlungsempfehlungen für Museen zu erarbeiten. Gäste der ersten Session zum Thema “Digitalisierung – Green IT / Green durch IT” waren Ralf Weiß von REFLEXIVO – Büro für Innovation und Wandel, Harriet Meyer, ICOM Young Professionals, und Johannes Bernhardt, Digital Manager, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe.  

Museen greifen durch die Nutzung Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), zum Beispiel durch ihren Internetauftritt, Internetrecherchen und durch ihre digitalen Angebote, auf komplexe Infrastrukturen zurück und verursachen somit große Mengen an Energie und damit CO2. Laut Bundesumweltamt betrug der jährliche Energieverbrauch der IKT 2017 in Deutschland 58,4 Terawattstunden (TWh). Das entspricht ungefähr dem jährlichen Stromverbrauch der Schweiz. Rechenzentren sind alleine für ca. 20 Prozent des globalen Energieverbrauchs in der IKT verantwortlich.

„Green IT“ stellt den Energiebedarf von Rechenzentren und den Software- und Hardwaregebrauch in den Mittelpunkt. Alle Aspekte rund um die Informationstechnologie sind auf Ressourcen, Materialien und Energie angewiesen. Diese möglichst effizient und somit umweltfreundlich einzusetzen, ist der Grundgedanke von „Green IT“. Ein Aspekt von „Green IT“ ist „IT for Green“. Hier geht es um Nutzung der Potenziale, die in der Digitalität liegen, um Emissionen einzusparen („Green durch IT“). Ein klassisches Beispiel ist die Durchführung einer Videokonferenz, um eine Dienstreise zu ersetzen oder die Nutzung von smarter Gebäudetechnik. 

Das Fazit von Ralf Weiß war neben „Green IT“ und „Green durch IT“ auch die strategische Verankerung der digitalen Aktivitäten im Nachhaltigkeitsmanagement des Museums notwendig ist. Harriet Meyer und Johannes Bernhardt stellen die Frage nach der digitalen Suffizienz: Wie viel Digitalisierung braucht das Museum eigentlich? Und plädieren für einen bewussten und zielgerichteten Umgang mit digitalen Medien und Angeboten.  

In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass Digitalisierung ein strategisches Thema ist. Museen müssen sich fragen, welches Ziel sie verfolgen und danach handeln. Hierbei ist es wichtig, bewusste und fundierte Entscheidungen zu treffen und transparent über Zielkonflikte zu kommunizieren.  

Folgende generelle Empfehlungen im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit wurden erarbeitet 

  • Nachhaltigkeit muss bei allen Phasen der IT-Nutzung beachtet werden, von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung.
  • Achten Sie auf die Energieeffizienz  
  • Achten Sie auf eine nachhaltige Beschaffung 
  • Gehen Sie in den Austausch mit externen Dienstleistern (z.Bsp. Rechenzentren)  
  • Informieren Sie sich über den Vorteil der Digitalisierung und nutzen Sie diesen, wenn möglich (smartes Gebäudemanagement, intelligente Logistik). 
  • Setzen Sie sich konkrete Ziele: Was möchte ich erreichen? Was brauche ich dafür? Welche digitalen Medien muss ich nutzen, um diese Ziele zu erreichen?  
  • Seien Sie sich dem energetischen Aufwand digitaler Angebote bewusst, treffen Sie fundierte Entscheidungen und kommunizieren Sie diese transparent (ggf. Zielkonflikte aushalten)  
  • Verbinden Sie Nachhaltigkeitsstrategien mit einem agilem Mindset, zum Beispiel durch das Anwenden der “Wie können wir…?”-Methode. Die dabei immer gleichen einleitenden Worte „Wie können wir…“ bilden eine ideale Grundlage, um die Frage so positiv, offen und lösungsorientiert wie möglich zu formulieren und kreative Antworten zu finden. Fragen könnten sein: “Wie können wir im Museum die Potenziale der Digitalisierung für uns nutzen?” oder “Wie können wir unsere digitalen Angebote inklusiver gestalten?”. Einen Leitfaden, wie man mit dieser kreativen Methode arbeiten kann, finden Sie hier: 6 Eigenschaften, die Ideen überzeugender machen (newmonday-sprint.de) 

Konkrete Empfehlungen können im Bereich der nachhaltigen Beschaffung und der Nutzung technischer Medien gegeben werden. Hier hat die Arbeitsgruppe “Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum” bereits folgende Handlungsempfehlungen erarbeitet:  

Nutzung von technischen Geräten und Medientechnik 

  • Achten Sie auf eine sinnvolle und ressourcenschonende Nutzung von IT (unter anderem im Hinblick auf die Speicherkapazität und die Lebenszyklus-/Nutzungsdauer) und bedarfsgerechte IT-Ausstattung (z.B. Drucker und Scanner in einem Gerät anstatt Einzelgeräte oder Verwendung eines zentralen Druckers/Kopierers)  
  • Partizipieren Sie beim „Digital Cleanup Day“ und löschen Sie ungenutzte Dateien aus Ihrer Cloud. Kommunizieren Sie über Ihre eingesparten Daten auf Ihrer Website und über Ihren Verteiler.
  • Wählen Sie einen sinnvollen Standort der IT-Infrastruktur im Betrieb/Gebäude 
  • Schalten Sie nicht genutzte Hardware (Computer, Desktop, Telefone etc.) ab 
  • Beziehen Sie die Technik der Besucher:innen (extern) mit ein („Bring Your Own Device“) 
  • Jede Mail verursacht Energie: Eine Möglichkeit, Energie einzusparen ist es, auf Dankes- und Bestätigungsmails weitestgehend zu verzichten oder Signaturen bei Antwortmails auszustellen 
  • Besonders Desktop-Computer verbrauchen eine Menge Strom – Laptops sind deutlich sparsamer. 
  • Checken Sie Energiesparoptionen unter Systemeinstellungen am Computer 
  • Automatische Updates sollten nach Möglichkeit abgeschaltet werden 
  • Mails regelmäßig löschen  
  • Wenn möglich, von Newslettern abmelden  
  • Kennen Sie den Carbon Footprint Ihrer Homepage? Hier können Sie ihn kalkulieren: Website Carbon Calculator v3 | How is your website impacting the planet? 

Besprechungen 

  • Greifen Sie bei Gesprächen mit nur einer Person zum Telefonhörer, statt eine Videokonferenz einzuleiten  
  • Teilnahme an Konferenzen vorrangig via Videokonferenz oder per Aufzeichnung (im Einzelfall zu entscheiden) 

Gebäudetechnik  

  • Einsatz von smarter Gebäudeleittechnik z. B. Frequenzumformern, CO2-geführte Belüftungskonzepte   

Nachhaltige Beschaffung  

  • Kauf von „Blauer Engel“-zertifizierten technischen Geräten. Eine Auflistung der “Blauer Engel”-Vergabekriterien finden Sie hier: Vergabekriterien | Blauer Engel (blauer-engel.de), bzw. Kauf von Personal-, Notebook- und Tablet-Computer nach EU-Vergabekriterien (EU 2016/1371). 

Weiterführende Links und Publikationen:  

Derzeit erarbeiten wir ökologische Mindeststandards für Museen. Bei Fragen, Anmerkungen oder Ergänzungen, schreiben Sie uns gerne! 

Kontakt
Sina Herrmann, Projektleitung Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum
herrmann@museumsbund.de