Glossar Jahrestagung 2025

Glossar zur Jahrestagung „Museen stärken Demokratie“

Aktivismus 

[lat. aktivus = aktiv, tätig]  

Politischer Aktivismus bezeichnet das aktive Engagement von Bürger:innen, um Einfluss auf politische Entscheidungen und gesellschaftliche Veränderungen zu nehmen. Statt der direkten Teilhabe am formellen politischen Prozess, etwa durch das Anstreben eines politischen Amts oder Mitarbeit in einer Partei, nutzen Aktivist:innen informelle Aktivitäten, wie etwa Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen, Petitionen oder Social-Media-Kampagnen, um ungerechte Strukturen in Frage zu stellen und soziale Themen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Ein informeller oder auch organisierter Zusammenschluss vieler Aktivist:innen wird bei entsprechenden Zielen auch als Soziale Bewegung bezeichnet.  

Beutelsbacher Konsens 

Der Beutelsbacher Konsens ist eine zentrale Grundlage für die politische Bildung in Deutschland. Er wurde 1976 auf einer Konferenz in Beutelsbach formuliert und dient als Leitlinie für den Umgang mit politischen Inhalten im Unterricht. Er fördert eine demokratische und kritische Auseinandersetzung mit politischen Themen und schützt die Schüler vor einseitiger Indoktrination.  

Zentrale Bestandteile des Beutelsbacher Konsens sind: 

1. Überwältigungsverbot: Lehrkräfte dürfen keine eigenen politischen Meinungen als „Wahrheit“ vermitteln. Schüler:innen sollen nicht in einer Weise beeinflusst werden, dass sie zu bestimmten politischen Positionen gezwungen oder manipuliert werden. 

2. Kontroversitätsgebot: Politische Themen sollen im Unterricht kontrovers und ausgewogen behandelt werden. Verschiedene Perspektiven und Meinungen müssen präsentiert und diskutiert werden, damit Schüler:innen in die Lage versetzt werden, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden. 

Der Beutelsbacher Konsens hat auch Einfluss auf die Arbeit von Museen, die sich mit politischen, historischen und gesellschaftlichen Themen befassen. Indem Museen Perspektivvielfalt sicherstellen, Besuchenden Raum für eigene Überlegungen lassen und aktive Teilhabe fördern, stärken sie eine informierte, reflektierte und eigenständige Auseinandersetzung mit diesen Themen. Dies stärkt auch das Vertrauen in die Objektivität und Integrität musealer Wissensvermittlung. 

Demokratie 

[griech. Demokratia, δημοκρατία = Herrschaft des Volkes]  
Sammelbegriff für moderne Lebensformen und politische Ordnung. 

1. Demokratie ermöglicht die Freiheit individueller Entscheidungen und Handlungen sowie individuelle Verantwortung. Demokratie garantiert die individuelle Gleichheit vor Recht und Gesetz und schützt Minderheiten. Demokratie ermöglicht und schützt kollektives und solidarisches Handeln in zahllosen Formen gesellschaftlicher Vereinigungen. 

2. In Demokratien ist das Volk oberster Souverän und oberste Legitimation politischen Handelns. Die modernen Massen-Demokratien sind durch politische und gesellschaftliche Einrichtungen geprägt, die die Teilhabe des größten Teils der Bevölkerung auf gesetzlich geregelte Teilhabeverfahren beschränken (vgl. repräsentativer Demokratie).  

3. Die Ausübung politischer Herrschaft wird beschränkt durch:  

a) das Rechtsstaatsprinzip, indem die Grund- und Menschenrechte sowie die politische Organisation und die Verteilung der politischen Zuständigkeiten in Verfassungen garantiert werden. Diese Rechte und Regelungen sind einklagbar und gelten insbesondere gegenüber den staatlichen Gewalten. 

b) die Gewaltenteilung, die zu einer gegenseitigen Abhängigkeit und Kontrolle der staatlichen Organe führt. 

c) die Kontrolle durch freie Medien (sog. ”Vierte Gewalt”) und der Freiheit zum politischen Engagement in Parteien, Verbänden und Initiativen.   

Demokratiefeindlichkeit 

Demokratiefeindlichkeit bezeichnet ideologische Strömungen, sowie deren Aktivitäten und Propaganda, die sich gegen zentrale Prinzipien, Werte, Institutionen und Vertreter:innen der Demokratie richten. Beispielsweise gegen die universellen Menschenrechte, vor allem gegen die Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen oder den Minderheitenschutz. Im Unterschied zum Extremismus findet sich Demokratiefeindlichkeit sowohl an den Rändern als auch in der Mitte des politischen Spektrums.  

Extremismus  

[lat.: extremus, Superlat. von exterus = am weitesten außen] 

Extremismus wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz definiert als Haltung für eine fundamentale Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaats. Darunter fallen alle Bestrebungen, die sich gegen den Kern des Grundgesetzes oder der Freiheitlich demokratischen Grundordnung (FDGO) insgesamt richten. In Abgrenzung dazu findet der Begriff „Radikalismus“ Anwendung für alle politischen Einstellungen am Rande innerhalb des demokratischen Spektrums. Der Begriff ist nicht legal definiert. 

Haltung zeigen 

Haltung zeigen bedeutet, dass ein Museum und seine Mitarbeiter:innen eine klare Position zu demokratischen Werten wie Meinungsfreiheit, Toleranz, Menschenrechte und Gleichberechtigung einnehmen und diese durch ihre Arbeit und ihre Ausstellungen sichtbar machen. Museen, die Haltung zeigen, übernehmen Verantwortung und setzten sich aktiv für demokratische Prinzipien ein. Dies geschieht zum Beispiel durch die Auswahl von Themen, die kritische Auseinandersetzungen fördern, oder durch das Schaffen von Räumen für den Dialog. Besonders in politisch oder gesellschaftlich herausfordernden Zeiten bedeutet Haltung zeigen auch, nicht neutral zu bleiben, sondern bewusst demokratische Werte zu vertreten. 

Populismus  

[lat. populus = Volk] 

Eine Politische Haltung, die einen Gegensatz zwischen dem vermeintlichen „Volk“ und politischen Eliten/Establishment konstruiert. Komplexe Fragen und multifaktoirelles Geschehen werden von Populist:innen auf simple, monokausale Erklärungen verkürzt, interne Probleme auf externe Verursachende geschoben. In der politischen Debatte abwertend als unredliche Haltung gemeint, die primär nicht an einer Problemlösung, sondern am Massen-Applaus interessiert ist. Populismus existiert sowohl im rechten als auch im linken politischen Lager.