Alina Kehl ist Kunsthistorikerin und arbeitete bisher in Redaktionen, in der Kunstvermittlung und Museumskommunikation. Seit Beginn ihres Studiums beschäftigt sie sich vor allem mit dem politischen Charakter von Kunst: Wie kann Kunst aktivistisch agieren, soziale Normen aufbrechen und zu kollektiven Diskursen beitragen? Als Volontärin des Kunstmuseums Bonn arbeitet sie an verschiedenen Ausstellungen mit und darf mit dem „Transparenten Museum“ auch ein eigenes Projekt umsetzen.
Alina Kehl ist Referentin der Session Nachwuchsforum – Wie demokratisieren wir das Museum von innen? am Montag, 5. Mai, 15 Uhr.
Das „Transparente Museum“ im Kunstmuseum Bonn
Als Mitarbeiter:innen des Museums arbeiten wir alle mit der Kunst und haben zu ihr eine persönliche Beziehung, die über das reine kunsthistorische Verstehen hinausgeht. Diese individuellen Perspektiven stehen im „Transparenten Museum“ im Vordergrund. Am Beispiel ausgewählter Kunstwerke geben die Mitarbeiter:innen des Kunstmuseums Bonn ihre Erinnerungen und Geschichten aus dem beruflichen Alltag wieder: Der Ausstellungstechniker führt durch einen aufwendigen Installationsaufbau; eine Kunstvermittlerin zeigt, wie die Kunst im Museum dazu anregt, selbst kreativ zu werden; und die Restauratorin gibt einen Einblick in die besondere Beziehung zwischen Sammler:in und Kunstwerk.
Mit diesem Projekt möchte sich das Museum nicht nur den Besucher:innen gegenüber öffnen, sondern auch museale Abläufe und Strukturen hinterfragen. Während üblicherweise die Kurator:innen die Gestaltung einer Ausstellung bestimmen und ihre Sicht auf ein Kunstwerk wiedergeben, werden hier Deutungshoheiten abgelegt und alle Stimmen im Museum gleichwertig hörbar gemacht.
Damit erfordert das Projekt gleichzeitig eine neue Art des Kuratierens. Die Ausstellung entwickelt sich erst im Austausch mit dem gesamten Team, denn die Geschichten und Beiträge der Kolleg:innen bestimmen letztendlich die Auswahl der Kunstwerke und die mediale Gestaltung des Raumes. Das „Transparente Museum“ ist ein Beispiel dafür, wie demokratische Zusammenarbeit in einer hierarchisch aufgebauten Institution funktionieren kann.
Der intensive Einblick in den Arbeitsalltag der Kolleg:innen führt schließlich auch dazu, das Bewusstsein füreinander zu stärken: Das Wissen, die Leistung und die Fähigkeiten der Kolleg:innen erfahren mehr Sichtbarkeit und im Idealfall auch mehr Wertschätzung.
Das „Transparente Museum“ beweist, wie durch einen demokratischen Austausch einzigartige und wertvolle Projekte entstehen können. Vor allem aber entwickelt sich das Museum weiter zu einem öffentlichen Ort und Arbeitsplatz, in dem demokratische Teilhabe als gesellschaftliches Vorbild für soziale Nachhaltigkeit verstanden werden kann.