Foto: Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern gGmbH

Projekteinblick: Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern

Unser Programm „Museum macht stark“ verfolgt das Ziel, Kinder und Jugendliche für das Museum zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ein Museum von innen kennenzulernen und selbst ein Teil davon zu werden.

Das Technische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern setzt die Technikgeschichte des Landes Mecklenburg-Vorpommern in den Fokus der musealen Arbeit. Nach dem Auszug aus dem Schweriner Marstall hatte das TLM zunächst lange Zeit keinen geeigneten Ausstellungsort. 2012 wurde das phanTECHNIKUM in den Räumen einer alten Flakkaserne eröffnet und dient seitdem als Ausstellungsort für das Technische Landesmuseum. Es werden regelmäßig thematisch wechselnde Sonderausstellungen, Veranstaltungen und museumspädagogische Angebote geboten, die das Museums- und Ausstellungskonzept abrunden.

Im Interview steht Sebastian Berkes, Projektleiter des Projekts „Ein Erzählsalon für Kinder“.

Was zeichnet euer Haus aus? Wie beeinflusst es eure Arbeit? 

Zum einen zeichnet uns natürlich die Ausstellung aus. Auf 3500m² Ausstellungsfläche zeigen wir technikhistorische Meilensteine aus Mecklenburg-Vorpommern. Zum anderen setzen wir auf innovative und abwechslungsreiche Bildungs- und Veranstaltungsprogramme. Wir möchten Schüler*innen Möglichkeiten bieten, den Schulunterricht sinnvoll zu ergänzen, sei es in interaktiven Führungsformaten, unserem Museumslabor oder Workshops in unserer Museumswerkstatt. Die Freizeitbesucher*innen hingegen möchten wir mit spannenden Ferienprogrammen und kreative Veranstaltungen in die Welt der Technik locken. 

Dementsprechend vielfältig ist auch unsere Arbeit. Wir stehen in enger Absprache mit Lehrkräften und orientieren uns bei der Eventplanung an aktuellen Trends, unseren wechselnden Sonderausstellungsthemen und den Wünschen unserer Besucherschaft. Somit ist kein Tag wie jeder andere. 

Ihr habt ein Projekt im Rahmen von “Museum macht stark” umgesetzt. Wen habt ihr erreicht? Was war das Besondere an der Kooperation?  

Wir haben gemeinsam mit unseren lokalen Partnern Licht am Horizont e.V. und dem Filmbüro MV e.V. gearbeitet. Die Zielgruppe aus der Betreuung des sozialen Vereins Licht am Horizont war sehr vielfältig. Kinder mit Migrationshintergrund waren ebenso Teil des Projekts wie auch Kinder aus Wohngruppen oder der Tagesbetreuung. Umso schöner war es genau diesen Kindern den Zugang zum phanTECHNIKUM nicht nur zu ermöglichen, sondern sie aktiv an der Projektarbeit teilhaben zu lassen. 

Welchen Stellenwert hat die kulturelle Bildung in eurer Arbeit?  

Die kulturelle Bildung nimmt wie in jedem Museum einen immensen Stellenwert ein. Wir möchten an historischen Objekten kultur- und naturwissenschaftliche Zusammenhänge erklären, und damit nachhaltig in den Bildungsprozess der Kinder einwirken. Als Technisches Landesmuseum haben wir hier noch eine Sonderrolle, da wir eben auch die Faszination für Technik und technische Berufe steigern möchten, um dem seit Jahren steigenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. 

Wie ist die Idee zum Projekt entstanden? 

Die Idee des Erzählsalons für Kinder war eine recht naheliegende. 2022 wurde erstmalig im phanTECHNIKUM ein Erzählsalon für Erwachsene (Schweißen im beruflichen Kontext) durchgeführt. Das vom Verlag Rohnstock Biografien entwickelte Format schafft es, auf sehr niederschwellige Art und Wiese verschiedene Erfahrungshorizonte an einem Tisch zu versammeln und hat den wunderbaren Nebeneffekt, sich intensiv mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen.  

In leicht abgewandelter Form und auf die Bedarfe und Möglichkeiten der Kinder zugeschnitten war es für mich recht schnell klar, dass wir dieses Projekt gerne so mit den Kleinsten umsetzen möchten. Das Ergebnis werden wir dann am 29.11. zur Abschlussveranstaltung bewundern. 

Was braucht es (noch) für gute Projekte vor Ort? 

Ganz klar, es braucht viel Zeit, gute Partnerschaften und Engagement. Die Projektpartner müssen offen und vertrauensvoll agieren, sich gegenseitig unterstützen und alle müssen bereit sein, die eigenen Interessen für die Interessen der Kinder hinten an zu stellen. Nur wenn alle Projektpartner das Verständnis entwickeln, dass ein Projekt zum Wohle der Kinder umgesetzt wird und die Teilhabe und Selbstermächtigung eben dieser zu fördern, kann es am Ende gut werden. 

Wie geht es weiter? 

Wie bereits erwähnt krönen wir die Projektarbeit mit einer Abschlussveranstaltung am 29.11.24. Eine Weiterführung des Formats Erzählsalon ist ohnehin fest eingeplant und je nach zeitlicher Verfügbarkeit aller Partner wird auch der Kinder-Erzählsalon in den nächsten Jahren wiederholt. 

Welche Rolle können aus eurer Sicht Museen spielen, um Bildungslandschaften positiv weiterzuentwickeln? 

Ich denke auch hier kann der Bedeutungshorizont gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein Museum ist mit seiner Bildungsprogrammatik in der Lage, den Schulunterricht für alle Klassenstufen sinn- und wertvoll zu ergänzen. Ohne den Inhalt vom Klassenzimmer ins Museum zu verlagern, kann man Möglichkeiten bieten, die in den Schulen nicht flächendeckend möglich sind. Zusätzlich sind es natürlich genau diese Möglichkeiten, die ein Projekt über Museum macht stark bietet, die zusätzlich positiv in die Bildungsarbeit einwirken. Nämlich denjenigen die Türen zu öffnen und Wissen zu vermitteln, die sonst keinen regelmäßigen Zugang zu Museen haben. 

Wie sieht ein (intensiver) Projekttag aus? 

Als Projektkoordinator kann ich das pauschal gar nicht beantworten. Da wir den Kindern viel Freiheit in der Umsetzung gelassen haben, lief jeder Tag anders und man musste mit viel Flexibilität an die Sache gehen. Das Ergebnis eines (intensiven) Projekttages ist jedoch bestenfalls immer das Gleiche. Die Kinder gehen zufrieden nach Hause und freuen sich über das, was erreicht wurde, und freuen sich gleichsam darauf wieder zu kommen.