Nachhaltiges Materialmanagement

Kaufen Sie nur das Notwendigste!
Welche Produkte und Dienstleistungen werden unbedingt für die Ziele meines Museums bzw. des Projekts, der Kampagne etc. benötigt?
Jedes nicht gekaufte und damit produzierte Produkt ist das beste Produkt. Andererseits ist die Museumswelt ohne die Beschaffung neuer Produkte und Dienstleistungen nicht denkbar und auch nicht wünschenswert. Daher schauen Sie bei der Beschaffung und der Vergabe genau hin: Brauchen Sie das Produkt / die Dienstleistung wirklich? Können Sie ggf. Materialien wiederverwenden oder gebraucht besorgen?

Kaufen Sie nur das Beste!
Welche Produkte sind sozial und ökologisch verantwortlich produziert? Welche haben den höchsten Qualitätsstandard und sind somit am langlebigsten?
Grundsätzlich sollten Sie bei der Beschaffung Kriterien wie CO2-neutrale, sozialverträgliche und fair gehandelte Produkte berücksichtigen. Hier können Zertifikate und Gütesiegel zur Orientierung helfen. Insbesondere bei langlebigen Produkten sollten Sie auch auf die Lebenszykluskosten achten – das reicht von der Gewinnung der Rohstoffe bis zu ihrer Entsorgung, unter Berücksichtigung aller relevanten Umweltkriterien wie Rohstoffverbrauch, Wasser- und Energieverbrauch, Abfallproduktion usw. Umweltfreundliche Produkte erweisen sich dabei in vielen Fällen – selbst bei höheren Anschaffungskosten – als die wirtschaftlichste Variante.  

Denken Sie im Kreislauf!
Können die Produkte wiederverwendet, umfunktioniert oder vollständig recycelt werden?  
Beziehen Sie in Ihre Leistungsbeschreibungen oder bei der Festlegung von Eignungs- und Zuschlagskriterien neben bestimmten nachhaltig produzierten Produkten auch Ausführungsbedingungen wie Wiederverwendbarkeit, Recycelbarkeit und Reparierbarkeit mit ein.  Achten Sie dabei auf die sachgerechte Lagerung und Wartung der Produkte.  

Cradle-to-Cradle

Eine konsequente Form der Kreislaufwirtschaft ist der Ansatz Cradle-to-Cradle (engl. „von Wiege zu Wiege“). „Cradle-to-Cradle-Produkte“ können vollständig in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt oder erhalten werden. Ein Leitfaden der Berliner NGO C2C zur kommunalen Beschaffung bietet einen praktischen Einstieg in die konsequent sozial-ökologisch, zirkuläre Beschaffung.  

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Tipps für das nachhaltige Materialmanagement im Museum:

Allgemeine Tipps:

  • Erstellen Sie eine Liste mit nachhaltigen Produkten, die Sie immer wieder brauchen, und Lieferant:innen, die nachhaltig arbeiten.
  • Führen Sie Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung ein, die CO₂e-neutrale, sozialverträgliche und fair gehandelte Produkte berücksichtigen. Hier bieten Zertifikate und Gütesiegel Orientierung.

Eine Zusammenstellung mit Kriterien und Gütesiegeln zur umweltfreundlichen Beschaffung für über 70 Produktgruppen finden Sie auf der Seite des Bundesumweltamtes.

  • Führen Sie ein Ressourcenmanagement ein, indem Sie vorhandene Materialien in Listen eintragen und diese regelmäßig aktualisieren. Damit vermeiden Sie u. a. Doppelkäufe.

 

  • Bei langlebigen Produkten sollten Sie auch auf die Lebenszykluskosten achten. Umweltfreundliche Produkte erweisen sich dabei in vielen Fällen – selbst bei höheren Anschaffungskosten – als die wirtschaftlichste Variante.
  • Beziehen Sie in Ihre Leistungsbeschreibungen oder bei der Festlegung von Eignungs- und Zuschlagskriterien auch Ausführungsbedingungen wie Wiederverwendbarkeit, Recycelbarkeit, Reparierbarkeit und Langlebigkeit mit ein.
  • Trennen Sie Abfälle so, dass sie gut verwertet werden können. Materialien, die nicht recycelt werden können, müssen sachgerecht entsorgt werden.
  • Reduzieren Sie Abfall auf das Mindeste. Gehen Sie hierfür bei Bedarf in den Austausch mit Expert:innen.

Diese Tipps können Sie bei Ausstellungen beachten:

  • Prüfen Sie bei der Erstellung einer Konzeptskizze, ob eine Ausstellung in Gänze oder Teilen weitergegeben und/oder diese von Anfang an als Kooperationsprojekt mit mehreren Standorten erstellt und genutzt werden kann.
  • Prüfen Sie, ob Sie wirklich neues Ausstellungsmobiliar brauchen. Vielleicht verleiht ein neuer Anstrich ihren Podesten, Stellwänden und Vitrinen ein neues Leben. Oder schauen Sie in unserer Materialbörse, ob Sie bereits bestehende Materialien weiternutzen können. 

Eine Übersicht über Materialbörsen für die Weiternutzung von Materialien finden Sie auf der Website des Netzwerks der Initiativen für Materialkreisläufe

  • Falls Sie keine Möglichkeit der Weiternutzung finden, sollten Sie beim Neukauf auf die Wiederverwendbarkeit achten. Entwickeln Sie hierfür auch Nach- und Zwischennutzungsmöglichkeiten bzw. -konzepte und planen Sie diese ein.
  • Wiederverwendbare Konstruktionen von Ausstellungsmitteln sollten modulare Systeme sein, die auseinanderbaubar und wiederverwendbar sind und nach Möglichkeit weitergegeben und nachgenutzt werden können.
  • Bevorzugen Sie langlebige Elemente, wie Glashauben statt Acryl, reduzieren Sie generell den Ressourceneinsatz bei der Gestaltung und verwenden Sie umweltfreundliche Materialien und Farben.
  • Gehen Sie in den Austausch mit Ihrer Transportfirma und besprechen Sie die Möglichkeiten, Verpackungsmüll für den Transport so gut wie möglich einzusparen.
  • Prüfen Sie, ob Sie langfristig den Turnus Ihrer Sonderausstellungen anpassen und ggf. verringern können, um somit auch Ressourcen einzusparen. Gehen Sie hierfür in den Austausch mit dem gesamten Team und wägen Sie alle Gründe ab, die dafür und dagegen sprechen.

Weiterführende, konkrete Informationen zur nachhaltigen Ausstellungskonzeption und -umsetzung sowie viele Praxisbeispiele finden Sie auf der Website nachhaltige-ausstellungen.de und in dem Ratgeber Umweltfreundliche Ausstellungen (PDF).

Wie kann ein Museum seine Umweltauswirkungen von Ausstellungen messen und verringern? Das Design Museum London hat ein Toolkit und ein Impact Model zur Messung Kohlenstoffemissionen von Ausstellungen herausgegeben, das allen Museen offen steht. (englisch)

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Materialbörse: Zu gut für die Tonne
Ausstellungsaufbau Germanisches Nationalmuseum

Vitrinen, Textilien, Beschriftungen, Glas, Verpackungsmaterial oder Beleuchtungsmittel können in den meisten Fällen wiederverwendet oder umfunktioniert werden. Auf unserer neuen Materialbörse können Sie Ihre gebrauchten Materialien einpflegen und Ihren Kolleg:innen zur Verfügung stellen. In den Materialfunden können Sie nach geeigneten Objekten suchen und diese in Ihren Ausstellungen wiederverwenden oder umnutzen. 

zur Materialbörse

Diese Tipps können Sie in Sammlungen beachten:

  • Verwenden Sie wiederverwendbare Materialien sowie biobasierte Materialien im Restaurierungsbereich, wie Filz, Kork oder Handschuhe aus Bambusviskose.
  • Führen Sie ein sorgsames Materialmanagement ein: Schaffen Sie Aufbewahrungsbehälter für die Wiederverwendung von Einwegartikeln wie Handschuhen und personalisieren Sie diese.
  • Reduzieren Sie den Verpackungsbedarf Ihrer Sammlung. Gehen Sie hierfür in den Austausch mit Expert:innen.
  • Mehrweg-Packmittel und Mehrweg-Packhilfsmittel helfen den Verpackungsbedarf bei Transporten zu reduzieren. Grundsätzlich sollten die Objekte jedoch beanspruchungsgerecht verpackt werden. Gehen Sie hierfür auch in den Austausch mit Ihren Logistikpartner:innen.

Brauchen Sie Vernetzung oder Beratung? Wenden Sie sich hierzu an die Expert:innen der Arbeitskreise Ausstellungen und Konservierung/ Restaurierung.

Weitere Tipps für nachhaltiges Materialmanagement im Museum
Wissen

Gesetzliche Grundladen zur nachhaltigen Beschaffung und Vergabe

Das Vergaberecht bietet für öffentliche Auftraggeber einige Optionen, Nachhaltigkeitskriterien anzuwenden und zu kombinieren, sei es bei der Auswahl der Produkte, im Rahmen der Leistungsbeschreibung, der Eignungskriterien oder der Zuschlagskriterien. Es gibt verhältnismäßig viele Spielräume zur Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung.     

Lesen Sie den Artikel: Gesetzliche Grundladen zur nachhaltigen Beschaffung und Vergabe
Manifest: Nachhaltige Szenografie

Welche Rolle kann Szenografie für die gesellschaftliche Transformation spielen? Und wie ändert sich dadurch die gestalterische Praxis? Eine Anregung zur Diskussion bietet das Manifest "Nachhaltige Szenografie". 

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