Die Vision eines ganzheitlichen nachhaltigen Museums braucht eine umfassende, wie auch flexible Strategie, die für die unterschiedlichen Museen nutzbar und stetig weiterzuentwickeln ist. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BnE) bietet als Kampagne der Vereinten Nationen 17 nachhaltige Ziele (SDGs) verschiedene Kompetenzförderungsmodelle, die jedem Museum ermöglichen, sich im Hinblick auf Publikum, Personal, Programm, aber auch Kooperationen und Infrastruktur nachhaltig zukunftsfähig zu gestalten. Dabei kann jedes Museum sein eigenes BnE-Profil entsprechend der eigenen Stärken, Schwerpunkte und Strukturen abteilungsübergreifend mit allen Mitarbeitenden entwickeln.
1.Verankern Sie Bildung für nachhaltige Entwicklung in Ihrem Leitbild
Die zentralen Qualitätsmerkmale sowie Meilensteine der museumseigenen BNE-Strategie können sowohl von der Direktion als auch von allen Mitarbeiter:innen auf das eigene Museum angewandt werden.
Zentrale Fragen sind dabei beispielsweise:
- Welche Nachhaltigkeitsziele werden in der Museumsarbeit verfolgt?
- Welche BNE-Werte sind für die eigene Museumsarbeit entscheidend, beispielsweise respektvoller Umgang miteinander, diversitäts- und diskriminierungssensibles Arbeiten?
- Wer ist für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zuständig? Alle Mitarbeiter:innen, Geschäftsführung, Direktion, Träger?
- Wie werden die Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz im beruflichen Museumsalltag umgesetzt, zum Beispiel bei Veranstaltungen oder der Ausstattung des Museums?
2. Richten Sie Ihr Bildungskonzept auf Bildung für nachhaltige Entwicklung aus
Reflektieren Sie die Nachhaltigkeits- und Klimarelevanz des eigenen pädagogischen Arbeitens und entwickeln Sie Ideen zur Implementierung von Maßnahmen zum Klimaschutz in der täglichen (Bildungs-)Arbeit.
Beispiele für konkrete Umsetzungen:
- Prüfen Sie die individuellen Bezugspunkte zu den 17 Nachhaltigkeitszielen Ihres Museums, z.B. im Hinblick auf neue zukunftsfähige Narrative.
- Ermitteln Sie für ein diverses Publikum passende BnE-Inhalte und BnE-Kompetenzen, z.B.:
- Kenntnis verschiedener Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung (ökologisch, ökonomisch, sozial, kulturell, politisch)
- Kenntnis der Zusammenhänge von lokalen und globalen Perspektiven
- Beurteilung von Folgen und Wechselwirkungen des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Handelns
- Reflexion von Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns
- Auseinandersetzung mit Widersprüchen, Risiken und Interessens- und Zielkonflikten
- Entwicklung von Lösungsbeiträgen.
3. Bilden Sie weiter!
Alle Mitarbeiter:innen sowie externe Auftragnehmende werden regelmäßig abteilungsübergreifend mit Unterstützung externer Experten:innen fort- und weitergebildet. Die Spannbreite der möglichen Weiterqualifizierung orientiert sich am BnE-Profil des Hauses und reicht von BnE-Themen, -Methoden und -Kompetenzen über konkrete Tools für beispielsweise ressourceneffizientes Arbeiten, energetische Sanierung, den Einsatz nachhaltiger Materialien, Klimaschutz, Betriebsökologie bis hin zu strategischen Changemanagement/-prozessen.
Zudem können alle Arbeitnehmer:innen und externe Unternehmer:innen dem Museum auf freiwilliger Basis ihre speziellen BNE-Qualifikationen bekannt machen, sodass das Potenzial nachhaltiger Kompetenzen abteilungsübergreifend im Haus effektiv und synergetisch genutzt werden kann.
Beispiele für konkrete Umsetzungen:
- Organisieren Sie einen Austausch bzw. Auftakttreffen unter dem Motto: Wie wird BNE bei uns betrieben? Welche Ressourcen nutzen wir? Was kommt an?
- Veranstalten Sie regelmäßige Treffen interessierter Multiplikator:innen im Museum: Wie können wir BNE mit Geschichten aus dem Museum greifbar machen? Wie können wir uns gegenseitig unterstützen und Synergien schaffen?
- Organisieren Sie gemeinsame Multiplikator:innenschulungen für das Museumspersonal, freie Mitarbeiter:innen und andere Pädagog:innen oder Kulturtätige durch Externe .
4. Führen Sie regelmäßige Qualitätssicherungen durch
Zur Qualitätssicherung der BNE-Strategie führt jedes Museum prozessbegleitend Evaluationen durch, um BNE-Maßnahmen und Strategien zu planen, zu steuern und auch Wirkungen zu überprüfen, z. B. können inspirierte Verhaltensänderungen beim Publikum oder der Museumsstruktur im Sinne der Nachhaltigkeitsziele geprüft werden. Eine Möglichkeit ist die Evaluation von Bildungsangeboten für Schulklassen, z.B. Fragebögen für Lehrende/Gruppenbetreuer:innen und Schüler:innen.
Weiterführende Hilfestellungen für die Evaluation von Bildungsprogrammen:
- Beispielfragebogen zur Selbstevaluation im Rahmen der BNE-Qualitätsentwicklung und Zertifizierung NRW nutzen: (04_Beispielfragebogen_Erstzertifizierung.pdf (BNE.nrw)
- Als Einführung in die Evaluation in der Bildung für nachhaltige Entwicklung kann auch der „Studienbrief Evaluation im Kontext von BNE*-Projekten“ eingesetzt werden.
- Leitfaden des DMB „Hauptsache Publikum! Besucherforschung für die Museumspraxis“
- Patricia Munro, Eva Siekierski, Monika Weyer „Wegweiser Evaluation. Von der Projektidee zum bleibenden Ausstellungserlebnis“ (2009)
- Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz „Zum Erfolg der Umweltbildung“ (NNA Berichte 21. Jahrgang, Heft 1, 2008)
- Christiane Griese, Helga Marburger, Thomas Müller „Bildungs- und Bildungsorganisationsevaluation. Ein Lehrbuch“ (2016)
5. Holen Sie sich Hilfe und vernetzen Sie sich
Vernetzen Sie sich mit BNE-Agenturen Ihres Bundeslands oder anderen Museen und orientieren Sie sich bzw. nutzen Sie auch entsprechende Zertifizierungen.
Hier finden Sie Beispiele für konkrete Umsetzungen von BNE in Museen und weiteren Akteur:innen: