Die Herbsttagung der Fachgruppe Technikhistorische Museen fand 24. und 25. Oktober 2024 im Museum der Arbeit in Hamburg statt.
Thema: „KI im Technikmuseum. Chance, Herausforderung oder Überforderung?“
Die Frühjahrstagung der Fachgruppe Technikhistorische Museen fand am 08. Mai 2024 im Rahmen der Jahrestagung des DMB in der Stadthalle Aschaffenburg, Konferenzraum Dalberg, Schloßplatz 1, 63739 Aschaffenburg statt.
Für Ihre Fachgruppentagung hat auch die Fachgruppe „Technikmuseen“ das Thema der Haupttagung übernommen und sich in theoretisch-universellen wie auch praktischen Zugängen um Positionierung bemüht. Nach kurzer Begrüßung durch den Fachgruppensprecher Andrej Quade fragte in einem umfassenden einführenden Vortrag zunächst Marion Grether (Deutsches Museum Nürnberg / Zukunftsmuseum), welche Krisen bei einer derartigen Themensetzung überhaupt gemeint sein könnten. Das Deutsche Museum befände sich nicht in der Krise – und auch für andere Museen sei dies nicht unbedingt zu konstatieren: Die Besuchszahlen seien nach Corona vielerorts beeindruckend; ein Drittel aller Deutschen gehe mindestens gelegentlich in ein Museum. Handelt es sich demnach eher um eine Sinnkrise. Sind die Museen vor allem mit ihrem Selbstanspruch überfordert, relevanter Mitgestalter, Krisenbegleiterin, Partner bei der Einordnung von aktuellen Geschehnissen zu sein? Fragt man, mit welchem geistigen und emotionalen Gepäck Besuchende ins Museum kommen, so seien Sorge um die Wirtschaftslage, Staatsfinanzen, Migration, politische Krise und natürlich Krieg und Bedrohung nach einer Umfrage der ZEIT derzeit vorherrschend. Dieses Gepäck zu kennen und stärker aufzunehmen sei ein möglicher Weg und würde beispielsweise aktuell vom Baltimore of Art spannend umgesetzt, indem das bestens um die Nöte der Gäste wissende Aufsichtspersonal zusammen mit Kuratoren Ausstellungen konzipiert. Die Museen müssen demnach – statt zu klagen – an erster Stelle aktiv entschieden, was sie sein möchten: Storyteller, ein Raum zur Debatte, Moderatoren, Orte der Unterhaltung oder Dokumentare. Dann wäre man in der eigenen Krise auch sicher einen Schritt weiter.
Die anschließende Diskussion spiegelte die Breite von Frau Grethers Vortrag wider und tangierte Themen von der inhaltlichen Deutungshoheit bis zum Umfang der an Museen herangetragenen Anforderungen. Besonders enge Kooperationen mit Unternehmen und dadurch möglicherweise tendenziöse Darstellungen wurden kontrovers diskutiert, zumal neben dem Zukunftsmuseum aktuell auch das Deutsche Technikmuseum und das Museum für Arbeit komplexe Erfahrungen mit Sponsorings und Kooperationen haben. Entscheidend sei ein Code of Conduct, so Joachim Breuninger vom Deutschen Technikmuseum, welcher bei derartigen Zusammenarbeiten Strategien definiere und Grenzen setze, damit im Zweifelsfall – etwa wenn die inhaltliche Neutralität gefährdet sei – Nein gesagt werden könne. Den Vorschlag, ob der DMB einen Leitfaden zur Erstellung eines solchen Codes of Conduct erstellen könne, werde Prof. Rita Müller in den Vorstand weitertragen. Allgemein können Netzwerke und Kooperationen, aber auch Besuchende ein Lösungsweg für die Breite der von Museen beanspruchten Aufgaben sein. Das bereits auf der Haupttagung diskutierte postkoloniale Projekt am LWL Museum Zeche Zollern verdeutliche dies trotz der Problematiken sehr gut: Mit der Entscheidung für eine Ausstellungswerkstatt sei angesichts der schwierigen Zusammenarbeit mit verfeindeten Communities die Deutungshoheit etwas abgegeben worden, um sie nun mit der im Juni zu eröffnenden Ausstellung wieder zurück im Museum zu verorten.
Dem universellen Einstieg folgten auf der Fachgruppentagung zwei fast schon diametral zu bezeichnende Praxisbeispiele. Dr. Hajo Neumann, Direktor des Technikmuseums Magdeburg, stellte dessen über siebzigjährige Odyssee von einer „Kammer der Technik“ im Kulturhistorischen Museum über die Pläne einer Neugründung in den 1970er und 80er Jahren bis hin zur Vereinsträgerschaft ab 2006 dar, welche Museum und Sammlung vor der Schließung bewahrt haben. 2019 wurde das Haus von der Stadt Magdeburg übernommen und seither als Fachdienst innerhalb der Stadtverwaltung geführt. Aus den beiden groß angelegten Machbarkeitsstudien 2020 und 2022 (mit Iglhaut + von Grote), die ein Zentrum Industriekultur mit Technikmuseum, Technikpark, Werkstätten, Depot und Veranstaltungen vorgesehen hätten, sei bislang nichts geworden, u.a. weil größere Lösungen auf unterschiedlichen politischen Ebenen per sé abgelehnt worden seien. So ist die Situation der Ausstellung und Sammlung weiterhin prekär: Letztere ist größtenteils undokumentiert und in Teilen verschwunden; das Gebäude muss hingegen bei starken Witterungsereignissen geschlossen werden. Die Teilnehmenden der Fachgruppentagung können den dadurch entstehenden Frust nachvollziehen. Rückschläge dieser Art seien überall bekannt. Umso wichtiger sei es aber für Museen, sich Kompetenzen im Politikgespräch anzueignen, um die „je größer, desto besser“-Forderungen vieler Politiker geschickt einrahmen zu können.
Wenn Museen relevant sind, dann hätten sie es in der Corona-Krise beweisen sollen, meinte hingegen Dr. Karl Borromäus Murr, Direktor des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg. So könnten Ausstellungen als Reflexionen auf Krisen zu dessen Verstehen und Bewältigen beitragen, weshalb das tim als Laboratorium der Moderne eine zusätzliche Ausstellung ins Programm nehmen wollte, welche in nur 6-9 Monaten zu konzipieren und umzusetzen war. Entschieden wurde sich für das Thema „Solidarität“ – u.a. wegen verschiedener Anknüpfungspunkte zur Stadt Augsburg und dortigen Forschungsprojekten zur Solidarität. Die Ausstellung war thematisch sehr breit angelegt, wie Karl Murr in einem virtuellen Rundgang von Flucht über Gesundheit bis zum Klimawandel eindrucksvoll demonstrierte. Insgesamt sei das Resümee auch positiv, zumal Museen einen solidarischen Auftrag hätten, welcher der Logik der Leistungsökonomie entzogen sein muss. Das positive Feedback der Teilnehmenden bestätigt diese Ansicht und hinterlässt in doppeltem Sinne das Gefühl, Solidarität sei der beste Ansatz in Krisen.
Oliver Götze
09.11. und 10.11.2023, Deutsches Erdölmuseum Wietze
Die Fachgruppe widmete sich auf ihrer Herbsttagung dem Thema „Technikgeschichte und Industriekultur auf dem ,platten Land‘. Besonderheiten, Chancen, Herausforderungen“.
Idyllischer Sehnsuchtsort, Rückständigkeit, Strukturschwäche – der ländliche Raum war und ist geprägt von sehr unterschiedlichen Zuschreibungen. Dabei löst sich die Trennung zwischen städtischen und ländlichen Lebensstilen angesichts einer mobilen und medial vernetzten Welt zusehends auf. Hier stellte sich die Frage, welche Rolle unsere Technik- und Industriemuseen im ländlichen Raum heute eigentlich noch spielen können. Kann es uns noch gelingen, die Menschen in vor Ort zu erreichen und relevant für sie zu sein? Wie können unsere Häuser soziale Räume bleiben oder werden, in denen neue Formen des Austauschs gelingen? Welche Formen der Vermittlung sind möglich und überhaupt sinnvoll? Gibt es Besonderheiten, die unsere Technik- und Industriemuseen „auf dem platten Land“ kennzeichnen? Welche Herausforderungen, welche Chancen bietet diese spezielle Lage?
10. Mai 2023, Museum Industriekultur MIK, Osnabrück
Nachhaltigkeit als Ausstellungsthema
Angelehnt an das Jahrestagungsthema des DMB stellte die Fachgruppe ihre Fachgruppentagung unter die Überschrift „Nachhaltigkeit als Ausstellungsthema“.
Die Fachgruppe versuchte auszuloten, inwieweit „Nachhaltigkeit“ uns bei der Konzeption, Umsetzung und Vermittlung unserer Ausstellungsinhalte beeinflusst und inwieweit diese Arbeit an konkreten nachhaltigen Ausstellungsinhalten zurückwirkt auf die gesamte Ausrichtung unserer Museumsarbeit.
Ausgangspunkt waren unter anderem Fragestellungen zu den Grundsätzen für ein nachhaltiges Technik- oder Industriemuseum, zu Handlungsfeldern und Konzepten, zu Rahmenbedingungen und Hindernissen, zur Alltagspraxis oder zu Ansatzpunkten für konkrete Maßnahmen.
Auf der Tagung referierten Dr. Christopher Garthe (studioklv) über „(Post)wachstum und Technik/Industriegeschichte“, Dr. Bettina Gundler und Dr. Lukas Breitwieser, (Deutsches Museum, München) über die „Zukunft der Mobilität – Zwei Themeninseln zur Mobilitätswende im Verkehrszentrum des Deutschen Museums“ sowie Dr. Vera Hierholzer (Museum Industriekultur MIK) über das Thema „Industriekultur neu denken“.
Wir danken Dr. Vera Hierholzer vom Museum Industriekultur MIK und ihrem Team für Ihre Gastfreundschaft und für den äußerst informativen Rundgang durch Ihr attraktives, modernes Museum.
„Die Bedeutung der Dinge – Bestandsaufnahmen und Perspektiven zum Sammeln technikhistorischen Kulturguts“. Gemeinsame Herbsttagung der Fachgruppe Technikhistorische Museen mit der Museumsstiftung Post und Telekommunikation am 19. und 20.09.2022 im Museum für Kommunikation Frankfurt/Main
Ein erfreuliches Jubiläum, das 150-jährige Bestehen der Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, war Anlass, die Herbsttagung der Fachgruppe Technikhistorische Museen im Museum für Kommunikation Frankfurt auszurichten, um über die „Bedeutung der Dinge“ in den Austausch zu treten.
Die Tagung näherte sich aus verschiedenen Perspektiven der Frage an, wie sich die Anforderungen an das Sammeln von technischem Kulturgut verändert haben und welche Folgerungen sich für die Zukunft der Sammlungsarbeit ableiten lassen.
Zwei Vortragseinheiten zu drei Impulsreferaten mit Diskussion stimmten auf das Thema ein. Im ersten Panel, überschrieben mit „Was machen wir damit?“, erfassten drei Referenten den aktuellen Stand der Kernthemen Sammeln, Bewahren, Forschen:
Dr. Anke Keller vom Technoseum Mannheim eröffnete mit „Darfs ein bisschen mehr sein?“, einem Bericht über die Übernahme und Bearbeitung großer Sammlungen am Beispiel des SWR- und DRA-Bestandes. Sie stellte den zusätzlichen Personalaufwand für Planung und Durchführung heraus und riet zu einer klaren, ehrlichen Verantwortungs- und Ressourcenanalyse im Vorhinein.
Dr. Jörg Drauschke aus dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz betrachtete in seinem Erfahrungsbericht die für viele wünschenswerte Möglichkeit eines Depotneubaus. Seine detaillierte Beschreibung von Sammlungsvorbereitung und Umzugsmanagement gab viele praktische Hinweise zu den notwendigen Schritten bei der komplexen Aufgabe eines Sammlungstransfers.
Zum Abschluss der ersten Session erläuterte Peter Schwirkmann vom Deutschen Technikmuseum Berlin aktuelle Sammlungsforschung anhand des Projektbeispiels „Die Sichtbarmachung des Sichtbaren “, der Erfassung und digitalen Publikation historischer Druckschriften. Eindeutiges Credo: Digitalisierung und freier Zugang zu Forschungsergebnissen sind heute ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Sammlungsarbeit.
Im zweiten Panel „Was machen wir anders?“ lag der Schwerpunkt auf dem Wandel, den die Sammlungsarbeit erfuhr und erfährt.
Dr. Hannah Fitsch von der TU Berlin fragte mit „Gender/Technik/Museum – Kulturgeschichte oder Technikgeschichte“ provokant, wie sich Diversität und erweiterte Perspektiven ausstellen lassen. Die Ausführungen über den Auftrag, Sammlungen multiperspektiv zu beforschen und neue, diverse Narrative zu etablieren, löste eine kontroverse Diskussion über die Verantwortung der Museumsakteure für die Schwerpunktsetzung und Deutungsperspektiven aus.
Im folgenden Impuls „Sammlungsstrategie, Entsammeln und der Fußabdruck der Kuratierenden“ analysiert Frank Gnegel von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, wie man Perspektivenwechsel praktisch in der Sammlungsarbeit umgesetzt könnte. Die Forderung nach einem bindenden Sammlungskonzept mit eindeutigen Bewertungskriterien, um ein von individuellen Präferenzen getriebenes Sammeln von Exponaten zu vermeiden, sowie nach der Entwicklung einer Bewertungsskala für Erwerb und Abgabe von Objekten fand viel Anklang.
Die praktische Umsetzung der verschobenen Objektinterpretation von der Ikone zum Narrativ in der Ausstellungsarbeit beleuchtete Dr. Walter Hauser vom LVR-Industriemuseum. Basierend auf seinem Impuls über die LVR-Museen im Wandel entspann sich eine lebhafte Diskussion um die Frage, ob man auf Kosten der technikaffinen Stammkundschaft utopische Sichtweisen durch dystopische ersetzen solle.
Am späten Nachmittag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Themen, Thesen und sich daraus ergebende Schlussfolgerungen für die zukünftige Arbeit Format in Kleingruppen im World Café- zu diskutieren. Dabei standen fünf Themen zur Auswahl: „Museumsdepots“, „Wo bleibt die Forschung?“, „Wofür stehen Objekte heute?“, „Verlustängste und Neutralität beim Sammeln und Entsammeln“ und „Sammeln unter Nachhaltigkeits- und Diversitätsaspekten“. Die Ergebnisse des regen Austauschs dokumentierte Sitha Reis in unterhaltsamer Form als Graphic Recordings, einer Art gezeichnetem Protokoll.
Dr. Andreas Hahn von der Museumsstiftung beschloss den Tag mit einem Blick in die Vergangenheit in seinem unterhaltsamen Abendvortrag „150 Jahre sammeln – die Geschichte der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation“.
Der zweite Tag bot nach einer Rekapitulation der Diskussionen und Ergebnisse basierend auf den Graphic Recordings einen angenehmen Ausklang bei schönstem Wetter mit Exkursionen zu zwei Frankfurter Wahrzeichen: Börse und Flughafen.
Attraktiveres Museum = relevanteres Museum?
Frühjahrstagung der Fachgruppe Technikhistorische Museen im DMB am 11. Mai 2022 im Deutschen Zeitungsmuseum in Wadgassen
Angelehnt an das Tagungsthema stellte die Fachgruppe ihre Fachgruppentagung unter die Überschrift „Attraktivität erzeugt Relevanz“.
Auf der Jahrestagung des DMB wurde versucht zu klären, was ein attraktiveres Museum sein könnte, welche Wege man einschlagen könne, um die Attraktivität zu steigern. Schwerpunkte der Diskussion waren: Museum als Standortfaktor, als attraktiver Arbeitgeber, Publikumsforschung, Marketing, der Service im Museum und der Blick in die Zukunft.
Die Fachgruppe hat versucht, das Thema der Jahrestagung im Hinblick darauf zu erweitern, ob sich mit Steigerung der Attraktivität auch die Relevanz der Museen erhöht. Relevanz meint Wichtigkeit, Bedeutsamkeit in einem bestimmten Zusammenhang. Demnach bemisst sich Relevanz aufgrund von Einschätzungen innerhalb eines bestimmten Sachgebiets. Dementsprechend wurde das Tagungsthema in einem ersten Block exemplarisch mit einer Zielgruppe bzw. mit einem Partner diskutiert, auf die/auf den sich die Arbeit der Museen mit am stärksten fokussiert, auf die Touristen bzw. auf diejenigen, die den Tourismus fördern und steuern, die „Touristiker“, die Tourismusverbände.
Ausgangspunkt waren folgende Fragestellungen: Welche Museen, welche Museumsart sind für Touristiker besonders attraktiv, interessant und relevant? Was sind touristische Standortfaktoren für Museen? Wer definiert Standortfaktoren? Als Ausgangsthese aus der Jahrestagung stand im Raum: „Museen sind Identifikationsorte in der Region, nur Tourismus als Standortfaktor funktioniert nicht.“
Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ) und Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern stellten sich mit ihren Beiträgen der Diskussion.
Mit Blick auf die Digitalisierung als Herausforderung für Destinationen stellte Yvonne Coulin die Arbeit der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ) mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Content-Strategie und Zielgruppen vor; „Perspektivwechsel. Kultur als Reiseanlass“, lautete der Titel ihres Beitrags.
Den neuen Herausforderungen stellen sich die Nürnberger, indem sie aus der CTZ eine Destinations (Content-) Management Organisation bildeten, die eine eigenen Content-Strategie entwickelte. Grundlage dieser Strategie sind Marktforschungsergebnisse zur Besucherstruktur in Nürnberg und die daraus folgende Klassifizierung der Besuchergruppen (Sinus-Milieus). Diese Strategie wurde mittels Workshops mit den Partnern aus der Hotellerie, Gastronomie, Kultureinrichtungen und mit den Museen kommuniziert. Ziele waren unter anderem die Vermittlung von Zielgruppen und die Entwicklung von Museumskonzepten auf Basis der Sinus Milieus. Auch in der Corona-Pandemie konnte die CTZ auf das Instrument der Marktforschung zurückgreifen, um in veränderter Rolle gegenüber Mitgliedern und Partnern die neue Situation und die daraus folgenden Aufgaben zu meistern.
Tobias Woitendorf berichtete über die Situation und Einordnung des Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern, einer eher ländlich strukturierten Region. Gerade in dieser so genannten Flächendestination gilt, Kultur ist in der Regel dann Reiseanlass, wenn er als „kulturelle Marke“ beworben werden kann (etwa die Backsteingotik im Bundesland). Tobias Woitendorf war via Zoom online zugeschaltet, In seinem Beitrag mit dem Titel „Museum schafft Gäste. Von der Relevanz kultureller Angebote in Tourismusregionen“, machte er auf die Wechselwirkungen zwischen Kultur und Tourismus aufmerksam und warb für intensivere Kooperationen untereinander. Die Tourismusorganisationen sieht er hierfür als Mittler bzw. als Initiator für eine derartige Zusammenarbeit. Der Kultur und somit auch den Museen kommt bei der Erschließung neuer und der Bindung etablierter Zielgruppen eine wesentliche Rolle zu. Die Museen sind somit für die touristische Entwicklung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern sehr relevant. Kulturelle Einrichtungen stärken darüber hinaus die Bindung der Einwohner an ihre Region, sie sind Indentitätsstiftend und steigern die Attraktivität der Region.
Im zweiten Block sollten zwei Kollegen mit ihren Erfahrungsberichten aus den Museen zu Wort kommen. Da ein Beitrag leider aus familiären Gründen abgesagt werden musste, blieb mehr Zeit für Diskussionen und Austausch.
Gordon Freiherr von Godin vom DDR Museum Berlin GmbH, lieferte mit seinem Online-Vortrag „Geschichte zum Anfassen. Wieviel Museum darf es sein?“ Einblicke vor allem in die technischen Herausforderungen, vor denen sein Museum seit der Eröffnung stand und steht. Attraktivitätsverbesserung sei vor allem aber mittels Kommunikation zu erreichen, wobei er für einen niederschwelligen Einstieg in den Austausch mit dem Besucher, für den massiven Einsatz digitaler Technologie und eine hohe Präsenz in den sozialen Medien wirbt.
Wir danken Dr. Roger Münch vom Deutschen Zeitungsmuseum und seinem Team für Ihre Gastfreundschaft und für den äußerst informativen Rundgang durch sein attraktives Museum mit einer interessanten und relevanten Ausstellung.
05. Mai 2021 | Online | Zoom
Thema: Digitale Besucher für digitale Ausstellungen?
76 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren neugierig auf das Thema des per Zoom durchgeführten Tagungspanels: Wer ist das eigentlich, der digitale Besucher und welchen Anspruch hat er an die Onlineangebote der Technikmuseen, wenn doch im virtuellen Space Netflix und Amazon die digitale Unterhaltung unter sich aufgeteilt haben? Findet diese neue Spezies des Museumsinteressierten die Programme über die bekannten Wege via Presse und Werbung oder müssen wir ihn über SEO-optimierte Websites und über Social-Media-Kanäle zu uns in die (virtuellen) Museen locken? Sind die oft aufwendig produzierten digitale Ausstellungen eine Erweiterung unseres Portfolios, eine Ergänzung oder gar etwas ganz Eigenständiges? Und natürlich stellt sich die Frage, ob die Häuser die an sie gestellten Erwartungen und die sich dadurch ergebenen Änderungen Ihres Aufgabenspektrums überhaupt erfüllen können oder wollen? Mit den Gedanken an das postpandemische – digitale(?) – Zeitalter wird es sich auf jeden Fall lohnen, auszuloten, was bleibt und welche Chancen sich aus den digitalen Formaten im Hinblick auf die Erschließung neuer Besuchergruppen, für erweiterte Ausstellungsformate oder auch für neue Einnahmequellen ergeben.
Die Zoomkonferenz startete pünktlich ab 10.00 Uhr, die Tagung wurde über Anmeldung durch den DMB und die Versendung der Teilnahmelinks von den einzelnen Fachgruppen selbstständig organisiert.
Der vollständigen Tagungsbericht wird im Bulletin 3/2021 veröffentlicht.
10. und 11. Oktober, Emsland Moormuseum
Thema: Technik und Kulturraum
Die Wahl des Tagungsthemas der Herbsttagung „Technik und Kulturraum“ ergab sich aus dem Tagungsort, das Emsland Moormuseum. Der „Kulturraum Emsland“ ist wie kaum eine andere Region von bestimmten Technologien geprägt worden. Verschiedene Akteure bewahren das technik-kulturelle Erbe und prägen die Erinnerungskulturen.
Im Rahmen der Tagung wurden unterschiedliche Thesen zum Verschwinden „kultureller Standardisierungen“ und die sich daraus ergebenen Konsequenzen für die mit der Verantwortung über stillgelegte Techniken und veränderte Kulturräume betrauten Technik- und Industriemuseen diskutiert. Thematisiert wurden: wesentlichen Aspekte der gegenseitigen Abhängigkeiten von Technik und Kultur, kritische Reflexionen über den Stand regionaler Erinnerungskulturen, „moderne“ Formen der Bewahrung und Vermittlung, Wahrnehmungsperspektiven im öffentlichen Raum, montanindustriell geprägte Folklorisierungen sowie der „Möglichkeitsraum Zukunft“.
Der zweite Tagungstag war den Exkursionen in die Region gewidmet. Auf dem Programm standen die Naturlandschaft Moor, als Beispiel für Ödlandkultivierung, Industrialisierung und Produktentwicklung sowie der Besuch zweier regionale Unternehmen, die auf ihrem Gebiet jeweils als Weltmarktführer gelten.
Präsentationen: Gerhard Banse | Michael Haverkamp | Rainer Düvell | Katrin Holthaus, Dr. Olaf Schmidt-Rutsch, Martin Schmidt | Michael Farrenkopf | Dietmar Osses
Die Präsentationen sind bitte ausschließlich zur persöhnlichen Rekapitulation der Tagunsginhalte zu nutzen. Eine Veröffentlichung (auch von Auszügen) ist bitte mit dem jeweiligen Verfasser abzusprechen. Vielen Dank!
Die Fachtagung der Technikhistorischen Museen fand im Verkehrsmuseum Dresden statt. Auch hier stand das Thema „Bildungsplattform Museum!“ im Mittelpunkt.
„Das Publikum im Blick“ hatte Uwe Beckmann in seinem Vortrag über die Besucherbefragungen in seinem Haus, dem LWL-Freilichtmuseum Hagen. Das Museum betreibt seit 2003 kontinuierlich Besucherforschung durch. Dabei stehen bestimmte Themen oder projektbezogene Untersuchungen im Fokus der Untersuchungen. Sein Fazit: „Besucherforschung zeigt uns Entscheidungs- und Handlungsoptionen auf, ist nicht allein nicht Handlungsanweisung, sondern eröffnet überhaupt erst fundierte Handlungsalternativen für uns.“
„Unseren Technikmuseen geht es lange nicht mehr so gut wie heute.“ Mit dieser Feststellung eröffnete Roland Schwarz, Leiter der Technische Sammlungen Dresden seine Ausführungen zu „Tinkering & Thinkering. Das Technikmuseum als Labor der MINT-Bildung und Bühne des Wissenschaftsdialogs“. Wissenschafts- und Technikkommunikation haben Hochkonjunktur. Allerdings machen wir es uns zu schwer, die Technik der Gegenwart dem Besucher nahezubringen. Hightech hat oftmals keinen Schauwert. Sind wir mit unseren Methoden an unsere Grenzen gekommen? Und wie sieht‘s in der Zukunft aus? Eine Aufgabe der Museen könnte sein, die Komplexität der Wissenschaftskommunikation zu reduzieren, eine andere gegen die Tendenzen zur Ablehnung von Wissenschaft und Forschung zu arbeiten.
Kareen Kümpel vom Museum der Arbeit, Stiftung Historische Museen Hamburg, stellte mit dem „Forum für Zukunftsideen“ ein Beteiligungsformat in der Ausstellung „Out of Office. Wenn Roboter und KI für uns arbeiten“ vor. Das Forum sollte den Besuchern die Möglichkeit geben, über die Chancen und Risiken des Wandels in der Arbeitswelt sowie zu den Prognosen und Visionen zukünftiger Arbeitsprozesse zu diskutieren. Mit Hilfe eines „Idee-O-Meters“ versuchte man, gemeinsam mit Besuchern ein Ausstellungsmanifest für die zukünftige Arbeit zu entwickeln. Zwar sei ein gemeinsames Manifest nicht zustande gekommen, aber das Idee-O-Meter als Ausstellungsmittel, das den veränderten Kommunikations- und Interaktionsgewohnheiten entspricht, erfreute sich durchaus hoher Resonanz.
Über ein Best-Practice-Beispiel aus dem LWL-Industriemuseum berichtete Anja Hoffmann. „Türmchengespräche“, so der Titel des Veranstaltungsformats, welches gemeinsam mit dem Hittorf-Gymnasiums Recklinghausen entwickelt wurde. Der Debattierklub dient als Forum für den Austausch über gesellschaftspolitisch kontroverse Themen. Die Impulse zu diesen Themen liefern die Ausstellungen an den acht Standorten des LWL-Industriemuseums. Das Museum agiert hier als so genannter „dritter Ort“, als Ort der Begegnung und Kommunikation, als Forum für den Austausch von Meinungen, von Werten, als ein Ort der Meinungsbildungskompetenz.
Im Anschluss an die Referate führte uns Joachim Breuninger, Direktor des Verkehrsmuseum Dresden, durch sein Haus.
Auf der Fachtagung wurde auch ein neues Sprecherteam gewählt. Das neue Team bilden nun Andrej Quade (Sprecher, Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern), Marion Grether (stellv. Sprecherin, Museum für Kommunikation Nürnberg) und Oliver Götze (stellv. Sprecher, DB Museum).
Für ihr langjähriges Engagement als Sprecherin danken möchten wir an dieser Stelle Rita Müller (Museum der Arbeit, Stiftung Historische Museen Hamburg) sowie Hanswalter Doppelmann (Umspannwerk Recklinghausen), dem bisheriger Beauftragten für Kommunikation!
Den Tagungsbericht finden sie im Bulletin des DMB 3/2019.
Vor 30 Jahren beschloss die Mitgliederversammlung des DMB in Ulm, die bestehende Fachgruppe „Naturwissenschaftliche und Technische Museen“ umzubenennen in „Fachgruppe Naturwissenschaftliche Museen“ und eine eigenständige Fachgruppe „Technikhistorische Museen“ zu gründen.
Seither ist viel passiert. Die Industrie- und Technikmuseen haben sich in den letzten Jahrzehnten erfolgreich etabliert, stehen heute aber vor neuen Herausforderungen. Globalisierung und Digitalisierung, demografischer Wandel und diverse Krisen verändern unsere Gesellschaft radikal. Wie gehen die Technik- und Industriemuseen damit um? Welche Rolle können sie in diesen Transformationsprozessen spielen? Wie reagieren sie auf die veränderten Erwartungen der Besucherinnen und Besucher? Welche Ideen und Konzepte haben sie entwickelt?
Die Herbsttagung am 27. und 28. September 2018 im Technoseum in Mannheim war für die Fachgruppe Anlass, um einerseits zurückzublicken und andererseits über die zukünftigen Konzepte, Ideen und Perspektiven der Museen zu diskutieren.
Die Tagungsberichte finden sie im Bulletin des DMB 3/2018, S. 32 sowie im Bulletin des DMB 4/2018, S. 43 ff.
Publiziert sind die Vorträge zudem in der Museumskunde Band 83/2018, Heft 2.
Die Fachtagung der Technikhistorischen Museen fand im Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven statt. Auch hier stand das Thema der Jahrestagung des DMB „Eine Frage der Haltung. Welche Werte vertreten Museen?“ im Mittelpunkt.
Urs Diederichs, ehemaliger Fachgruppensprecher näherte sich dem Tagungsthema in seinem Impulsvortrag „Technikmuseen auf dem Kurs zwischen Schiffbruch, Untiefen und Leuchtfeuern“ philosophisch, Joachim Breuninger, Direktor des Dresdner Verkehrsmuseums lieferte mit „Pegida, besorgte Bürger und das Verkehrsmuseum Dresden“ einen anschaulichen Erfahrungsbericht aus der Praxis und Philipp Aumann, wissenschaftlicher Leiter des Historisch-Technischen Museums Peenemünde blickte in seinem Beitrag „Mut zur Komplexität. Uneindeutigkeiten als Angebot zum selbständigen Reflektieren“ in die Zukunft seines Hauses.
Fazit: Wir Museumsleute müssen Handeln, wir sollen und wir wollen uns nicht im Elfenbeinturm verkriechen, wir müssen Haltung zeigen, auch in problematischen Fragen. Für unser Handeln im Museumsalltag sind wir allerdings zunächst den Werten des Grundgesetzes verpflichtet. Darüber hinaus gibt uns die Museumsdefinition des ICOM den Handlungsrahmen vor.
Den Tagungsbericht finden sie im Bulletin des DMB 2/2018, S, 34 f.
Unsere Fachgruppensprecherin Rita Müller ist in den Vorstand des DMB gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch!