Gastgeber des zweite Studienbesuches im Rahmen des Projektes „Hauptsache Publikum“ waren das Tuchmacher Museum Bramsche, das Focke-Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte sowie die Hamburger Kunsthalle. Beheimatet in drei Städten unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Charakters stellten sie Aspekte ihre Arbeit unter der Perspektive Besucherorientierung vor und zur Diskussion und boten damit Gesprächsanlass darüber, wie sich Besucherorientierung als Leitgedanke in die Museumsarbeit implementieren lässt. Wir luden 12 Mitarbeiter aus Museen aller Sparten aus der ganzen Bundesrepublik ein, an diesem Studienbesuch, den wir in Zusammenarbeit mit dem Museumsdienst Hamburg durchführen, teilzunehmen.
Den Auftakt machte das Tuchmacher Museum in Bramsche, mit rund 30.000 Einwohnern eine sog. Mittelstadt in Niedersachsen, im Einzugsgebiet von Osnabrück und dem ländlichen Emsland. Es thematisiert die Geschichte der Tuchmacherei, die über Jahrhunderte die Geschichte und das Leben in der Stadt geprägt hat. Doch wie weckt man das Interesse der Besucher für die Tuchmacherei, in einer Zeit, in der die Textilherstellung in Deutschland kaum noch eine Rolle spielt? Wie schafft man Relevanz für die Bramscher Bürger einerseits und überregionale Besucher andererseits? Das ist eine zentrale Herausforderung, der sich das Museum mit der Umgestaltung der Dauerausstellung stellt. Das Highlight ist der musealisierte Produktionsbetrieb auf historischen Maschinen, bei dem die Besucher die wesentlichen Schritte der Tuchherstellung miterleben. Wie schafft man es die übrigen Bereiche so zu gestalten, dass sie den historischen Produktionsbetrieb ergänzen und eine zukunftsfähige Dauerausstellung schaffen, die die Bedürfnisse der Besucher trifft?
Vom Bramsche führte uns der Weg nach Bremen, mit rund 550 000 Einwohnern eine Großstadt. Das Focke-Museum erzählt die Geschichte der Stadt mit Objekten aus Kunst und Kulturgeschichte. Die Wechselausstellungen nutzt das Museum um neue Wege in der besucherorientierten Arbeit zu gehen. Dabei spielt die Frage, wie wir der Vielfalt der unterschiedlichen Perspektiven in unserer Gesellschaft in der Museumsarbeit Rechnung tragen können, eine wichtige Rolle. Die Ausstellung „Protest + Neuanfang. Bremen nach 68“ stellt verschiedene Perspektiven auf die Jahre 1968 bis 1983 in Bremen, unter anderem in Form von Zeitzeugen-Interviews nebeneinander, ohne Widersprüche aufzulösen und gibt auch im Vermittlungsangebot zur Ausstellung viel Raum für die Besucher ihre Sicht der Dinge zum Ausdruck zu bringen. Außerdem beschäftigtem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem inszenierten Schaumagazin, das den Besuchern neue Einblicke in die Arbeit des Museums erlaubt.
Letzte Station des Studienbesuchs war mit Hamburg und seinen rund 1,7 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Sich immer wieder zu hinterfragen, die Besucher nicht als bloße Rezipienten zu betrachten, sondern als Experten, die etwas beizutragen haben, die Museumsarbeit auf den Prüfstand, zur Disposition stellen – das sind Anliegen der Hamburger Kunsthalle, die sie zum Zeitpunkt des Studienbesuchs vor allem mit zwei experimentell angelegten Projekten verfolgte. Während das „Transparente Museum“ fragt „Was sind die Aufgaben eines Museums? Welche aktuellen Beispiele gibt es für das Sammeln, Forschen, Bewahren, Vermitteln? Welche Kriterien haben wir für unsere Entscheidungen? Wer unterstützt uns dabei? Und was denken Sie eigentlich darüber?“ wurde im Rahmen des Projektes „Open Access – 13 Blicke in die Sammlung“ eine Ausstellung mit Hamburger Bürgern aus der Sammlung kuratiert. Erreicht man mit diesen Fragestellungen die Besucher? Was lernt das Museum daraus?