Im Zuge gesellschaftlicher Entwicklungen stehen Kultureinrichtungen vor neuen Herausforderungen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben. Das Verhältnis zwischen den Kernfunktionen Sammeln und Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln verändert sich zunehmend; die Kulturvermittlung nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Welche Möglichkeiten und Grenzen entstehen dadurch? Wann läuft die Mission eines Museums Gefahr als „Missionierung“ wahrgenommen zu werden? Darüber diskutierten auf der BVT 2016 in Leipzig insgesamt 240 Volontär*innen aus ganz Deutschland.
Die Tagung begann mit Führungen durch Museen, Gedenkstätten und Archiven. Die Beteiligung der Leipziger Museen war groß. Eröffnet wurde die Tagung durch den Schirmherr und Bürgermeister für Kultur der Stadt Leipzig, Michael Faber. Die Begrüßung seitens des DMB übernahm Ulrike Stottrop, Vorstandsmitglied und Volontärsbeauftragte des DMB. Im Anschluss stellten fünf Leipziger Museumsdirektor*innen in Impulsvorträgen ihre persönliche MISSION MUSEUM vor.
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging Eileen Mägel Fragen der Kulturvermittlung nach. Sind neben den klassischen Aufgaben von Museen – Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln – weitere Aufgaben hinzugekommen? Wo steht das Museum zwischen Besucherzahlen und Anspruch? Es diskutierten mit ihr Tulga Beyerle, Direktorin des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kathrin Meyer, Kuratorin Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Kunstwissenschaftler und freier Autor, Prof. Dr. Rainer Eckert, Direktor a.D. des Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig sowie Katja Margarete Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen. Im Museum sei alles Vermittlung, bereits das Konzept von Ausstellungen, die Hängung der Kunstwerke, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Sammeln selbst, so Frau Mieth.
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung stand auch der Austausch und die Vernetzung von Volontär*innen im Vordergrund. Im Museum der bildenden Künste Leipzig fand am Freitagabend das Ländertreffen statt, bei dem u.a. neue Landessprecher gewählt wurden.
Der Samstagvormittag stand im Zeichen der 14 Workshops, die neben den Kernbereichen der Museumsarbeit auch weitere Themen beinhalteten. (Siehe ausführliche Workshopsberichte).
Am Nachmittag stellte Dr. Oliwia Griese von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland den Binationalen Austausch für Museumsmitarbeiter zwischen Deutschland und Frankreich vor. Im Rahmen dieses Programms erhalten Volontär*innen die Chance, Museumserfahrung im Ausland zu erwerben und interkulturelle Kompetenzen zu stärken.
Anschließend zeigte Prof. Bénédicte Savoy von der TU Berlin in ihrem Vortrag über „Forschung im Museum“ ihre MISSION MUSEUM aus ihrer Perspektive als Kunsthistorikerin auf. Es gehe in den Museen darum forschen zu lassen, Sammlungen zur Verfügung zu stellen, mit Universitäten zu kooperieren, Forschungen sichtbar zu machen – was in der Vergangenheit völlig selbstverständlich war, heute jedoch wieder viel zu wenig ausgeprägt sei, so Savoy.
Erstmals wurde auf der BVT das „Goldene V“ verliehen. Drei Best Practice Beispiele überzeugten
den AK und Orga-Team: das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt, das Sommerpalais Greiz und das Deutsche Technikmuseum Berlin. Die prämierten Museen sollen als vorbildliche Beispiele für eine wertschätzende, curriculare Ausbildung von Volontär*innen dienen.
Am Sonntagvormittag diskutierten ehemalige Volontär*innen über Chancen, Möglichkeiten und Perspektiven während und nach dem Volontariat. Die Notwendigkeit von Promotion bzw. Weiterbildungen, die Bezahlung und der Umgang mit Elternzeit im Volontariat standen im Vordergrund. Es gäbe keine goldene Regel, um an Stellen zu kommen, konstatierte Dr. Marcus Andrew Hurttig vom Museum der bildenden Künste Leipzig. Eine Promotion würde zwar immer noch oft gefordert, sei aber nicht immer nötig, meinte Dr. Iris Edenheiser von den Reiss-Engelhorn-Museen.
Viele Teilnehmer*innen nutzten die Gelegenheit auf den Exkursionen am Sonntagnachmittag, um unterschiedliche Museen und Gedenkstätten in Leipzig und Umgebung kennenzulernen.
Auf der BVT wurden in den Sprecherkreis des Arbeitskreises Volontariat für das Jahr 2016/17 gewählt: Lea Friederike Schott (Sprecherin), Cathleen Tasler (Stellv. Sprecherin), Friederike Nitz, Julia Schubert, Dr. Thomas Steller (Kommunikation, Online-Redaktion), Nicolas Rupp (Evaluation), Kim Mildebrath (Finanzen), Jeannine Harder (Vernetzung) und Uta Maria Rogier (Alumni). Austragungsort der BVT 2017 ist Berlin.