Raj Kollmorgen

Raj Kollmorgen wurde 1963 in Leipzig geboren. Zwischen 1985 und 1990 studierte er Philosophie, Gesellschaftswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Berlin (HU Berlin, TU Berlin) und arbeitete danach als Mitarbeiter, Dozent und Professor an verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen, u. a. in der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern (Halle/Saale) sowie an den Universitäten Jena, Magdeburg, Cluj-Napoca (Rumänien) und Toronto (Kanada).
Im Frühjahr 2013 wurde er als Professor für Management sozialen Wandels an die Hochschule Zittau/Görlitz berufen. Von 2014 bis 2020 war er Studiengangsbeauftragter für den Master-Studiengang Management Sozialen Wandels an der Fakultät Sozialwissenschaften und von 2016 bis 2020 Direktor des Instituts für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung (TRAWOS); seitdem ist er dessen stellv. Direktor. Seit März 2020 ist Prof. Kollmorgen Prorektor Forschung der Hochschule Zittau/Görlitz.
Prof. Kollmorgen beschäftigt sich mit vergleichender Transformationsforschung, mit Ostdeutschland und der deutschen Vereinigung, forscht zu sozial-ökologischem Wandel, innovativer Regionalentwicklung, Eliten sowie zum politischen Populismus und Radikalismus. Zu diesen Themen hat er vielfach veröffentlicht, zuletzt z. B. Kollmorgen, Raj/Vogel, Lars/Zajak, Sabrina (Hg./2024): Ferne Eliten. Die Unterrepräsentation von Ostdeutschen und Menschen mit Migrationshintergrund. Wiesbaden: Springer; Die neue Mitte? Ideologie und Praxis der populistischen und extremen Rechten (gemeinsam herausgegeben mit Johannes Schütz und Steven Schäller bei Böhlau 2021) oder Deutschland ist eins: vieles. Bilanz und Perspektiven von Vereinigung und Transformation (gemeinsam herausgegeben mit Judith Enders und Ilko-Sascha Kowalczuk beim Campus Verlag 2021) oder Handbook of Political, Social, and Economic Transformation (gemeinsam herausgegeben mit Wolfgang Merkel und Hans-Jürgen Wagener bei Oxford University Press 2019).

Prof. Kollmorgen berät seit Jahren staatliche, politische und zivilgesellschaftliche Akteure (Bundesregierung, Landesregierungen, politische Parteien, Stiftungen der politischen Bildung etc.) und ist Mitglied verschiedener Organisationen und Gremien der wissenschaftlichen Fachberatung und des Wissenstransfers (u.a. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Hygiene Museums Dresden (seit 2023), Mitglied des Stiftungsbeirates der Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ (seit 2023), Mitglied des wissenschaftlichen Beraterkreises für erinnerungspolitische Fragen der Bundesregierung (BMK, seit 2024) oder Mitglied des Gewerkschafts- und Sozialbeirates des Bundestagsfraktion der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Er war u. a. Mitglied der Kommission der Bundesregierung 30 Jahre Friedliche Revolution und deutsche Vereinigung (2019-2020) und der von der Bundesregierung berufenen Jury für den Standortwettbewerb zur Errichtung des Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation (2022/2023).

Raj Kollmorgen ist Referent der Session Einflussnahme durch Politik und Verwaltung am Montag, 5. Mai, 11.45 Uhr.

 

Die Transformation der Demokratie – als Problem und Chance

Allenthalben haben wir Anlass, am gewohnten Funktionieren unserer Demokratie zu zweifeln. Nicht nur die Polarisierungstendenzen des politischen Diskurses und die Wahlerfolge der Rechtspopulisten, sondern auch der stockende Umbau zu einer nachhaltigen Gesellschaft haben die Frage aufgeworfen, ob die Demokratie, wie wir sie kennen, überlebensfähig ist, warum sie sich in dieser Krise befindet und: wie wir sie neu beleben, ja ausweiten können. Der Vortrag setzt mit einer Analyse dieser Diagnose an und versucht über eine Perspektivenweitung nicht nur die Breite und Tiefe der Transformation der Demokratie auszuloten, sondern diese auch in den Kontext einer neuen gesellschaftlichen Transformationsperiode zu stellen. Diese Einbettung mündet in eine (selbst-)kritische Reflexion verbreiteter Aufklärungs-, Politik- und Demokratisierungsangebote, wobei in besonderer Weise auf die Lagen und Probleme in Ostdeutschland und dessen ländlichen Räumen eingegangen wird. Abschließend werden – auch mit Blick auf die museale Arbeit im Feld – einige Ideen und Vorschläge diskutiert, wie sich angemessen mit den transformativen Herausforderungen umgehen lässt.