Bevor Sie einen Neubau planen, können Sie sich zunächst diese Fragen stellen:
- Warum muss gebaut werden?
Häufig liegt der Grund für einen Neubau am wachsenden Sammlungsbestand, aufgrund dessen ein Museum erweitert werden muss. Können Sie Ihre Sammlung ggf. Umlagern oder mit besserer Lagertechnik die Depots effizienter, d.h. komprimierter, gestalten? Prüfen Sie die Möglichkeit, ein Zentraldepot mit anderen Museen einzurichten. - Wo können Sie ggf. Altbestand nutzen?
Wenn alle Gründe für einen Neubau sprechen:
Richten Sie vor der Planung eines Neubaus Ihren Fokus auf die Aufgabenstellung und die Nachhaltigkeitsziele des Museums. Fragen Sie sich, was Sie hierfür wirklich brauchen: Welche Anforderungen an die Logistik, Licht, Klima bestehen? Achten Sie darauf, dass das Gebäude auf Ihr Nutzerverhalten abgestimmt ist, um beispielsweise möglichst kurze Wege und Abläufe im Museum zu gewährleisten.
Worauf Sie während der Planung achten können:
- Können Sie bereits vorhandene Bestandstechnik in Ihrem Museum reaktivieren? Dies erspart Ihnen die Anschaffung kosten- und meist energieintensiver Klimatisierungstechnik.
- Verankern Sie neben Aspekten der Klimaneutralität, des Umweltschutzes auch das Kriterium der Kreislaufwirtschaft in Ihre Planung, Ausschreibungen und Wettbewerbe:
Alle Elemente sollten vollständig rückgebaut und recycelt werden können. - Legen Sie den Fokus auf die Lieferkette: Sind die verwendeten Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen? Wie sind die Produktionsbedingungen? Wie werden die Materialien geliefert?
- Versuchen Sie den Einbau energieaufwändiger Voll- und Teilklimaanlagen zu verhindern, indem Sie die Anforderungen am konservatorisch Vertretbarem und nicht am technisch Machbaren ausrichten. Prüfen Sie hierzu auch die notwendigen Klimawerte Ihrer Sammlung und richten Sie die Klimatisierung danach aus.
- Geben Sie passiven baulichen und/oder organisatorischen Maßnahmen Vorrang vor technischen Lösungen.
- Um das Sammlungsgut vor starken Temperaturschwankungen zu schützen, sollte bei Neubauten zudem hygrothermisch optimierte Bausubstanz wie feuchtepuffernde Obermaterialien oder thermische Masse verwendet werden. Bei Altbauten sollten diese, wenn möglich, nachgerüstet werden.
- Wählen Sie eine Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen, die auch im Falle eines Blackouts eine autonome Energieversorgung gewährleisten können.
- Orientieren Sie sich bei der Neuplanung an den Vorgaben des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen oder an bestehenden Systemen wie den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Kommunizieren Sie über Ihr Engagement! Gehen Sie in den Austausch mit Bauherren und Trägern, um ökologische Kriterien beim Neu- oder Umbau bzw. bei der Sanierung durchzusetzen. Holen Sie sich ggf. Rat von externen Expert:innen.
Weiterführende Literatur und Links:
- EPD – Die drei Buchstaben stehen für die englische Bezeichnung Environmental Product Declaration. Eine EPD beschreibt Baustoffe, Bauprodukte oder Baukomponenten im Hinblick auf ihre Umweltwirkungen auf Basis von Ökobilanzen sowie ihre funktionalen und technischen Eigenschaften. Diese quantitativen, objektiven und verifizierten Informationen beziehen sich auf den gesamten Lebenszyklus des Bauprodukts. Deshalb bilden EPDs eine wichtige Grundlage für die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken. Weitere Informationen.
- Mit der Plattform ÖKOBAUDAT stellt das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) allen Akteuren eine vereinheitlichte Datenbasis für die Ökobilanzierung von Bauwerken zur Verfügung. Im Zentrum der Plattform steht die Online-Datenbank mit Ökobilanz-Datensätzen zu Baumaterialien, Bau-, Transport-, Energie- und Entsorgungsprozessen.
- Die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe forscht und publiziert nicht nur zum Bauen, sondern auf allen Ebenen zum Thema natürliche Rohstoffe. Diese Broschüre bietet einen Überblick über Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen.
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen: „Klima Positiv: Jetzt! Wie jedes Gebäude einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.“, Stuttgart 2020.
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen: „Bauen für eine bessere Welt. Wie Gebäude einen Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leisten.“, Stuttgart 2020.
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen: „Bauprodukte im Blick der Nachhaltigkeit.“, Stuttgart 2022.
- Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI): „Qualitätssiegel. Nachhaltiges Gebäude. Neubau von Wohngebäuden“, Berlin 2021.
- Deutscher Städtetag: „Nachhaltiges und suffizientes Bauen in den Städten“, Berlin und Köln 2021.
- Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI): „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“, Berlin 2019.
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung: „Zukunft Bauen. Nachhaltig geplante Außenanlagen“, Berlin 2018.
- WIR!-Bündnis “GOLEHM”
Die Initiative “GOLEHM” setzt sich für das Lehmbauerbe in Mitteldeutschland ein. Ziel ist einerseits der Erhalt vorhandener Bauwerke in der Region sowie den Lehmbau und weitere traditionelle Bauarten zu fördern. - Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI); Bundesministerium der Verteidigung (BMVg): „Baufachliche Richtlinien Recycling“, Berlin 2018.
Dieser Leitfaden gibt Ihnen Arbeitshilfen zum Umgang mit Bau- und Abbruchabfällen sowie zum Einsatz von Recycling-Baustoffen auf Liegenschaften des Bundes.